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Sonja Wehsely
Foto: REUTERS/HERWIG PRAMMER

Der jüngste Mann im Leben der Sonja Wehsely habe ihren neuen Job "gelassen" hingenommen. Sohn Max (10) hat die Mama, die nun in der Wiener Stadtregierung den Posten einer Integrations- und Frauenstadträtin übernimmt, auch schon bisher mit der Politik und der SPÖ geteilt. Der zweite wichtige Mann in ihrem Leben, Andreas Schieder, Vater von Max und wiederum Sohn des lang dienenden SPÖ-Europarlamentariers und früheren Wiener Umweltstadtrats Peter Schieder, habe ihr "einfach nur herzlich gratuliert".

Es gehört schon einiges dazu, sich im Alter von 34 Jahren in der Sozialdemokratischen Partei für den Posten der Stadträtin zu empfehlen. "Fleißig und gewissenhaft" sei sie und "unerschrocken", was heiße Themen anlangt, heißt es aus dem Umfeld der studierten Juristin.

Von der Opposition im Rathaus wird ihr ebenfalls Offenheit, Herzlichkeit und Kompetenz bei Integrations- und Sozialthemen attestiert. Erfahrung hat sie als SP-Verhandlerin für das als fortschrittlich geltende Prostitutionsgesetz gesammelt. Ein Gesetz, das zwar von den Grünen abgelehnt wurde, aber bei dem man trotzdem in der "rot-grünen Kooperation" ganz gut zusammenfand. Ob sie in Sachen Durchsetzungskraft ebenso stark ist wie ihre Amtsvorgängerin Renate Brauner, wird sie auf dem harten Rathausparkett zeigen müssen. Wehsely baut im Umgang mit den BeamtInnen auf ihre Erfahrung als Personalmanagerin, als die sie seit 1996 bei einer Versicherung tätig ist.

Repräsentin des Apparats

Kritisiert wird an der Neostadträtin, die offiziell erst am 1. Juli im Gemeinderat zur solchen gewählt wird, ihre absolute Parteitreue. Was die GenossInnen an Linie vorgeben, werde befolgt – "da gibt es kein Abweichen von der Linie". Sie wisse nicht, sagt eine Grünen-Politikerin über Wehsely, "ob sie den Lobbys in der SPÖ standhalten kann". "Ich will nicht den Begriff des Apparatschiks verwenden", charakterisiert ein FP-Abgeordneter, "aber sie ist jedenfalls Repräsentantin des Apparats."

Lieber "mitmischen als auslöffeln", stellt Wehsely auf ihrer Homepage als Motto für ihr Tun vor. Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr mischt sie in der Partei mit. 1984 ging sie zur Sozialistischen Jugend im Bezirk Leopoldstadt, 1989 wurde sie deren Vorsitzende und später Bezirksrätin, außerdem zog sie ins Kollegium des Stadtschulrates ein. Seit 1996 ist sie im Gemeinderat.

Unter "Sonstiges" führt sie im Lebenslauf an: Vorsitzende bei "Rettet das Kind"; Mitglied im Direktorium des "Instituts für Höhere Studien"; Vorstand beim Kindermuseum "Zoom".

Ob bei so vielen Jobs Zeit für ein Privatleben bleibt? "Das könnten wir in einem halben Jahr besprechen, das kann ich jetzt nicht beurteilen." Da ihr Leben "schon jetzt nicht vom wenig Arbeiten geprägt ist, werden wir das auch schaffen". (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22.06.2004)