Spielen Wind und Wetter mit, wird an diesem Montag ein neues Stück Raumfahrtgeschichte geschrieben. Von einer staubigen Flugzeugpiste in der Mojave-Wüste nordöstlich von Los Angeles will ein Pilot erstmals in einem privat entwickelten Raumflugzeug 100 Kilometer in die Höhe fliegen und dann drei Minuten lang aus dem Weltall auf die Erde sehen. Der Jungfernflug könnte als Beginn des kommerziellen Weltraumtourismus in die Geschichte eingehen, wenn später einmal gut Betuchte mehr als 100.000 Dollar (83.043 Euro) für den eineinhalb Stunden langen Flug ins All mit dem "SpaceShipOne" bezahlen.

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Vorerst hängt aber alles noch vom Wetter ab. Der Start ist am Montag um 06.30 Uhr Ortszeit (15.30 MESZ) geplant, weil zu dieser Zeit in der Regel nur ein lauer Wind durch die Mojave-Wüste weht.

Das Trägerflugzeug "White Knight" (Weißer Ritter) wird dann im Huckepack-Verfahren das "SpaceShipOne" auf eine Höhe von 16 Kilometern bringen. Danach trennt sich das Raumfahrzeug - von Luftfahrtfans schon liebevoll "Bratwurst mit Flügeln" genannt - ab. 80 Sekunden lang zündet der Pilot die Triebwerke. Mit einem Feuerschweif und dreifacher Schallgeschwindigkeit soll es dann abgehen wie eine Rakete bis zur 100-Kilometer-Zielgrenze.

Drei

Für drei Minuten wird der Pilot dann im Weltall die Schwerelosigkeit spüren und den schwarzen Himmel um sich herum sowie die dünne blaue Linie der Erdatmosphäre am Horizont sehen. 20 Minuten dauert danach der Rückflug. Wie ein Flugzeug wird das weiß lackierte "SpaceShipOne" am Ende des anderthalbstündigen Ausflugs wieder auf der Erde landen.

Seit der Russe Juri Gagarin 1961 als erster Mensch ins Weltall flog, sind alle Weltraumprogramme immer staatlich finanziert worden. Das "SpaceShipOne"-Projekt bricht mit dieser Tradition. Der Luftfahrtveteran Burt Rutan (60) und der Milliardär und Microsoft- Mitbegründer Paul G. Allen haben sich ideal ergänzt. Rutan lieferte die Technik und Allen zahlte 20 Millionen Dollar (rund 16,5 Millionen Euro) für das Projekt. Die Dividende dieser Investition könnte eines Tages auch in den Himmel schießen.

NASA neu

Zuerst geht es nur um zehn Millionen Dollar des so genannten "Ansari X Preises". Das Preisgeld bekommt derjenige, der zwei Mal innerhalb von zwei Wochen mit dem selben Raumflugzeug eine dreiköpfige Besatzung sicher ins Weltall und zurück zur Erde bringt.

Sollte der Jungfernflug glücken, winkt Rutan und Allen noch viel mehr Geld aus künftigen staatlichen Aufträgen. Die US-Weltraumbehörde NASA soll nämlich völlig umgekrempelt werden und künftig viel mehr Aufträge an die Privatwirtschaft abgeben. Allen hofft außerdem, dass der Verkauf von Lizenzen und Technologien Geld in die Kasse spült.

Abstecher ins All

Als dritte "Geldader" könnte sich eines Tages der Weltraumtourismus erweisen, wenn die Reichen dieser Welt 100.000 und mehr Dollar für einen Abstecher ins Weltall hinblättern. Bis zum Anzapfen dieser Geldquelle kann allerdings noch einige Zeit verstreichen. Der US-Kongress müsste sich nämlich erst auf ein Gesetz einigen, das den kommerziellen Transport von Menschen ins All regelt. (APA/dpa)