Berlin/Lugano – 13 Tage vor dem Start der 91. Frankreich-Rundfahrt hat Jan Ullrich zum ersten Mal in seiner Karriere die Tour de Suisse gewonnen. Der deutsche Olympiasieger, der am Sonntag im abschließenden 25,6 km-Zeitfahren in Lugano triumphierte und damit dem Schweizer Fabian Jeker noch den greifbar nahen Gesamtsieg entriss, präsentierte sich in Topform und scheint für den Saisonhöhepunkt in Frankreich gerüstet. Das gilt auch für den Österreicher Georg Totschnig, auch wenn der Tiroler am Schlusstag einen Rang verlor und von dem Italiener Dario Cioni noch auf Platz vier verdrängt wurde.

Mit zuversicht in die Tour

"Alles läuft bei mir nach Plan. Ich gehe mit sehr viel Zuversicht in die Tour", sagte Ullrich, nachdem sich der T-Mobile-Kapitän als dritter deutscher Radprofi den Sieg in der Schweiz gesichert hatte. Nach Triumphen in der Tour de France und der Vuelta fehlt Ullrich jetzt nur noch ein Erfolg im Giro d'Italia, um bei den vier größten Länder-Rundfahrten in den Siegerlisten aufzuscheinen.

Das Finale war am Sonntag an Spannung nicht zu überbieten. Ullrich gewann den Kampf gegen die Uhr in 31:36 Minuten und war in der Endabrechnung nur 1,37 Sekunden schneller als der tapfer kämpfende Jeker, der unmittelbar nach der Zieldurchfahrt noch an seinen Gesamterfolg geglaubt hatte. Tageszweiter wurde der Ungar Laszlo Bodrogi (8 Sek. zurück) vor dem Italiener Fabian Cancellara (10).

Totschnig verlor 1:19 Minuten

Ullrich, zweifacher Weltmeister im Zeitfahren, nahm Jeker auf dem weitgehend flachen Kurs 42,3 Sekunden ab und sicherte sich den Gesamtsieg vor dem 35-Jährigen Eidgenossen. Der Deutsche startete mit derselben Zeitfahr-Maschine, die er auch in der Prüfung gegen die Uhr am vorletzten Tag der Tour de France in Besancon einsetzen will. Totschnig (Gerolsteiner), der am Freitag die Königsetappe in Malbun gewonnen hatte, kam im Zeitfahren mit 1:19 Minuten Rückstand auf Ullrich über Rang 16 nicht hinaus und musste damit dem um sieben Sekunden schnelleren Cioni noch den Vortritt in der Gesamtwertung lassen.

Totschnig war der Ärger über den Verlust des dritten Gesamtranges beim abschließenden Zeitfahren deutlich anzumerken. "Ich bin ziemlich enttäuscht, denn insgeheim habe ich mit einem Podiumsplatz gerechnet. Eines ist aber klar: Ich habe den dritten Platz schon am Samstag verloren", lautete die erste Reaktion des Tirolers, den die Regenetappe am Vortag einige Substanz gekostet hatte.

Muskel noch eingefroren

"Ich habe noch die Strapazen gespürt, teilweise waren meine Muskel noch eingefroren", berichtete der Tiroler, der damit aber die Leistung des Italieners nicht schmälern wollte. "Ich bin kein Fahrer, der nach Ausreden sucht. Im Endeffekt war Gioni einfach der Stärkere." (APA/dpa)

Ergebnisse der 68. Tour de Suisse:

  • 9. und letzte Etappe (25,6 km-Einzelzeitfahren in Lugano): 1. Jan Ullrich (GER) 31:36 Minuten – 2. Laszlo Bodrogi (HUN) 8 Sek. zurück – 3. Fabian Cancellara (SUI) 10 – 4. Jewgeni Petrow (RUS) 22 – 5. Bobby Julich (USA) 40 – 6. Fabian Jeker (SUI) 42 ... 14. Dario Cioni (ITA) 1:10 Min. – 16. Georg Totschnig (AUT) 1:17

  • Endstand: 1. Ullrich 34:19:25 Stunden – 2. Jeker eine Sekunde zurück – 3. Cioni 1:20 Min. – 4. Totschnig 1:26 – 5. Petrow 2:14 – 6. Jose Maria del Olmo (ESP) 2:17