Illustration: Der STANDARD

Vater sein ist schwer. Es als solcher "richtig" zu machen ist ziemlich sicher ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser Betrachtung nimmt Josef C. Aigner eine Doppelrolle ein. Er ist Vater einer Tochter und eines Sohnes. Und er ist Psychologe und Pädagoge, der sich mit diesem Thema wissenschaftlich beschäftigt. Wie und in welcher Form - das ist nicht nur eine Frage der Qualifikation, sondern auch der Universitätspolitik.

Aigner, der zehn Jahre am Fernstudienzentrum in Bregenz tätig war und später an das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck wechselte, hätte genau dort seinen Beitrag leisten wollen, um die "bestehende Rivalität zwischen der Psychoanalyse und der Hochschulpsychologie" zu minimieren. Die Professur war nur im alten Organisationsplan enthalten, mit der budgetären Selbständigwerdung der Universitäten zu Jahresbeginn ist man jedoch geneigt, die Stelle einzusparen.

Immerhin, es macht nicht den Eindruck, als ob diese Umstände Aigner, der sich auf die psychoanalytische Schule von Igor Alexander Caruso beruft, von seinem Tun abhalten können.

Über Der ferne Vater - Zur Psychoanalyse von Vatererfahrung, männlicher Entwicklung und negativem Ödipuskomplex hat er, der Sohn eines Arztes und einer Lehrerin aus dem oberösterreichischen Neumarkt (Hausruckviertel), seine Habilitation verfasst. Später wurde daraus ein Buch. Nun widmet er sich einer Frage, die auch Sigmund Freud beschäftigt hat: inwieweit sich das (gestörte) Verhältnis von Töchtern zu ihren Vätern auf die weibliche Sexualität auswirkt. Dafür kooperiert er mit einem Hamburger Ausbildungsinstitut, in dem derartige Fälle über Jahre dokumentiert wurden.

Aigner, mit einer AHS-Lehrerin verheiratet, profitiert von seiner Praxis. Er ist Paar- und Sexualtherapeut und hat früher in Vorarlberg in der Kinder- und Behindertenbetreuung gearbeitet.

Seit Jahren ist der Professor politisch aktiv. Er engagiert sich für sozial Schwache in Lateinamerika genauso wie für Kinder daheim. Das durfte das Bregenzer Stadtparlament bemerken, als Aigner in den 90er-Jahren als Vertreter der Grünen wirkte. Er machte sich damals für die "Kinderverträglichkeitsprüfung" in der Stadtplanung stark und erfand das "Kinderkino", das bis heute gute Filme für die Jüngsten bietet. Dass Kinder in der "Kulturindustrie" aufwachsen, bringt ihn auf die Palme. "Andere Werte als das Handy" vermag er "sehr konfliktreich" den eigenen Kindern nahe zu bringen.

"Mir ist noch was eingefallen", fügt er hinzu, "damit ich nicht nur als verkopfter Typ dastehe: Ich bin ein begeisterter Fan des verstorbenen Friedrich Gulda, den ich für den größten Mozartinterpreten aller Zeiten halte, und liebe Schuberts wunderbar leidvoll-neurotisches Liedgut!" (A. Waldbrunner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20. 6. 2004)