Die noch relativ junge (kommerzielle) Geschichte

des Internets war immer auch eine Geschichte der Suche nach verkaufbaren Inhalten. Aber während Medien bisher nur bescheidene Erfolge damit hatten, mit ihren Angeboten auch Geld zu verdienen, florieren persönliche Inhalte aller Art: E-Mail, Chat, Foren und Weblogs, die persönlichen Tagebücher im Internet. (Im Bild: Nokia CEO Jorma Ollila bei der jährlichen Nokia Connection Konferenz in Helsiniki)

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"Menschen lieben es,

sich und ihre Erlebnisse mitzuteilen. Das wird traditionell unterschätzt, während die Bedeutung von kommerziellem Content überschätzt wird", sagt der japanische Internetguru Joichi Ito (Bild). " Entwicklungen wie Messaging bewirken eine Verhaltensänderung bei den Menschen, und das wiederum verändert die Geräte, die sie dazu benutzen."

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Eine solche Veränderung beim Gebrauch

des Handys sieht Christian Lindholm, Nokias Chefentwickler von Multimedia-Anwendungen, voraus: Das "next big thing" in der Entwicklung von Handys sei "life recording", die Aufzeichnungen unserer alltäglichen Erlebnisse. Handys werden so quasi Diktiergeräte für alle Lebenslagen: "Was wir in unserer Tasche immer mittragen, sind eher Life-Recorders als Telefone", sagt Lindholm. "Es sind die kleinen Dinge, an die wir uns erinnern." Und aus diesen kleinen Dingen, von der Flirt-SMS, die zur großen Liebe führt, bis zu den ersten Schritten des Juniors auf einem Videoclip, entsteht eine Art Scrap-Book unseres Lebens, das aufbewahrt und hergezeigt werden will. Mit einem neuen Produkt will Nokia diese "Schuhschachtel" unserer Erinnerungen ordnen:

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Lifeblog heißt die Software,

die in Zusammenspiel zwischen Handy und PC die vielen alltäglichen Notizen (SMS) und Bilder in zeitlicher Reihenfolge wie ein Tagebuch auf den Monitor bringt. Die Software "saugt" automatisch Bilder, Sound- und Videoclips und Nachrichten vom Handy ab und stellt den Kontext her, in dem sie entstanden sind - durch ein Datum, Absender oder Empfänger, dem Ort, an dem Bilder geknipst worden; die Information dazu liefert das Handynetz.

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Lifeblog ist ein privates Programm:

Anders als Weblogs ist es nicht dazu gedacht, veröffentlicht zu werden, sondern nur dazu, um im privaten Bereich gezeigt zu werden. Das kann man entweder am PC machen, oder auf dem Handy: Lieblingsmomente werden markiert und am Handy zum Herzeigen mitgeführt. "Damit kann man später die Nadel im Heuhaufen unserer Erinnerungen wieder finden", sagt Lindholm.(Helmut Spudich aus Helsinki/DER STANDARD, Printausgabe vom 17.6.2004)

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