Graz - Unter dem Motto "Wir schlagen KraWall" begehen Vertreter des zur Grazer Universität gehörenden Wall-Gebäudes mit seinen zehn Instituten am 17. Juni das zehnjährige Jubiläum der Übersiedelung an den neuen Standort. Zum Feiern ist den in erster Linie Geisteswissenschaftern nicht zumute: Sie befürchten vor allem eine finanzielle Schlechterstellung externer Lehrbeauftragter durch die Einführung eines neuen Remunerationstyps. Bei einem zweistündigen Lehrauftrag könnte es zu einer Verringerung von rund 250 Euro bzw. rund 14 Prozent kommen.

Wer beispielsweise am Romanistikinstitut künftig eine zweistündige Lehrveranstaltung des Typs "Kurs" anbietet, wird künftig dafür um rund 250 Euro im Semester weniger bekommen als bisher. Der Grund dafür liegt in der Neudefinition von Lehrveranstaltungstypen und dem damit einhergehenden Entlohnungsschema per Senatsbeschluss: "Diese Neudefinition impliziert eine Herabsetzung des Lehrveranstaltungstyps 'Kurs' auf das Niveau von Sprachkursen mit deutlich anderer Zielsetzung und anderem Zielpublikum", heißt es von Seiten einer Gruppe von externen Lehrbeauftragten, die Anfang Juni einen Protestbrief an den Dekan, Studiendekan der geisteswissenschaftlichen Fakultät sowie das Rektorat gerichtet haben. Insgesamt könnten bis zu 1000 externe Lehrbeauftragte an der Karl-Franzens-Universität betroffen sein.

Bisher hat der Studienplan nämlich einen Kurs als "wissenschaftsgeleitete Lehrveranstaltung, die neben theoretischen Grundlagen des jeweiligen Faches vor allem praktische Fähigkeiten vermitteln" definiert - und damit eine Entlohnung nach Schema A sicher gestellt. Nun sind Kurse laut Beschluss nur noch "Lehrveranstaltungen, in denen die Studierenden die Lehrinhalte gemeinsam mit den Lehrenden erfahrungs- und anwendungsorientiert bearbeiten", was eine Entlohnung nach dem kostengünstigeren Schema B mit sich ziehe, so Erna Pfeifer, Leiterin des Instituts für Romanistik und Sprecherin des KraWall-Protestkomitees. Ob diese Interpretation überhaupt zutrifft, will man seit "geraumer Zeit" mit dem Dekan klären.

"Es ist klar, dass jeder Lehrbeauftragte für sich die höchste Tarifgruppe ansetzt", so Dekan Walter Höflechner auf APA-Anfrage. Die Neudefinition "erleichtere" den Institutsvorständen die Verteilung des Budgets unter den Lektoren. Ein klärendes Gespräch werde es am Dienstag geben.

Bis zum 18. Juni findet im Walzentrum in der Merangasse 70 ein Bücherflohmarkt statt. Damit will man die Jubiläumsfeierlichkeiten finanzieren. Der Rest soll der Universitätsbibliothek zum Ankauf neuer Bücher zugute kommen. (APA)