Helsinki - Beim finnischen Handybauer Nokia ist kein schnelles Ende der Krise in Sicht: Nach dem dramatischen Einbruch des Marktanteils zu Jahresbeginn stellte das Unternehmen am Montag in Helsinki nur 35 neue Modelle vor. Dies sind fünf weniger als angekündigt. Nokia-Chef Jorma Ollila wollte zudem zunächst keine Prognose stellen, wann Nokia gegenüber der Konkurrenz wieder Boden gutmachen könne. Das Unternehmen halte aber an seinem Ziel fest, künftig 40 Prozent der weltweiten Verkäufe zu stellen. An der Börse rief das Enttäuschung hervor. Die Nokia-Aktie verlor weiter.

Neues UMTS-Gerät für Österreich

Nokia glaubt, auch in Österreich mit seinen neuen Geräten kräftig punkten zu können. "Alle Mobilfunk-Netzbetreiber warten auf UMTS-Handys. Mit unserem neuen Modell 6630 werden wir konkurrenzlos sein", meinte der Nokia Österreich-Chef, Jörg Pribil. Derzeit verhandelt der Konzern noch mit den österreichischen Mobilfunkern über die Abnahme der neuen UMTS-Geräte. Die Gespräche würden aber "sehr konstruktiv verlaufen", so Pribil.

Der lange Zeit unangefochtene Branchenprimus hatte zu Jahresbeginn massiv unter der Konkurrenz durch Anbieter wie SonyEricsson (Japan/Schweden), Motorola (USA), LG und Samsung (Südkorea) gelitten. Der Marktanteil war im ersten Quartal von fast 40 auf nur noch 32 Prozent gefallen. Die Marktforschungsgesellschaft Gartner sah den Anteil sogar unter 30 Prozent.

Fehler eingeräumt

Bei Nokia wurden nun offen Fehler eingeräumt. "Ich denke, wir waren etwas geblendet von unserem Erfolg im vierten Quartal", sagte ein Nokia-Manager. "Dies hat dazu geführt, dass wir auf Marktsignale nicht gut und schnell genug reagiert haben."

Ollila zeigte sich zurückhaltend zum weiteren Verlauf des Jahres: "Ich denke nicht, dass wir an einem Punkt sind, an dem wir das zweite, dritte oder vierte Quartal diskutieren können", sagte der Nokia-Chef. "Wir arbeiten sehr hart und ich bin sicher, dass es Ergebnisse geben wird. Unsere Produktpalette und Marktposition erfüllen uns mit großem Vertrauen in unsere Kapazität, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen."

Design der neuen Geräte "nicht revolutionär"

Analyst Mika Paloranta von der Investmentbank Carnegie sagte, der Großteil der von Nokia angekündigten Handys werde voraussichtlich erst Ende des Jahres in den Geschäften auftauchen. Er rechne deshalb frühestens im vierten Quartal damit, dass Nokia Marktanteile zurückgewinnen könne. Zudem sei das Design der neuen Geräte nicht gerade revolutionär. Die Nokia-Aktie verlor in Helsinki bis zum Nachmittag (14:40 Uhr) mehr als zwei Prozent auf 11,66 Euro. Damit büßte das Papier seit Anfang März rund 38 Prozent an Wert ein.

Konzentration auf Asien

Nokia will nun auch vor allem auch auf den asiatischen Markt setzen. Dort rechnet das Unternehmen bis 2007 mit insgesamt 300 Millionen neuen Mobilfunkkunden. Zeitgleich mit der Pressekonferenz in Helsinki wurden in Singapur deshalb fünf neue Modelle für die Kundschaft in der Region vorgestellt, darunter das nur 127 Gramm schwere Nokia 6630 als angeblich kleinstes Telefon der dritten Mobilfunkgeneration.

Für den Weltmarkt rechnet Nokia 2004 mit dem Verkauf von branchenweit 600 Millionen Handys. Dies wären 80 Millionen mehr als im vergangenen Jahr. Besonders stark wird der Anstieg nach Einschätzung des weltgrößten Handy-Anbieters bei Fotohandys sein: Nach 50 Millionen im vergangenen Jahr werde die gesamte Branche 2004 rund 200 Millionen Kamerageräte verkaufen. Der Absatz von Smartphones - Telefone mit Organizer- und Multimediafunktionen - solle sich auf 20 Millionen vervierfachen.´(APA)