"Pixies Sellout" steht auf den T-Shirts ihrer Reunion-Tour, die jenes Geld lukrieren soll, das Frank Black und Co zu ihrer Zeit nicht gemacht haben. Gerecht, gut, aber "nothing to write home about" - wie die amerikanischen Freunde zu sagen pflegen. Im Brief an Mutti ist dagegen über die Magie und die Kraft der nach den Pixies als Hauptattraktion die Bühne betretenden Red Hot Chili Peppers zu lesen. Die Crossover-Formation aus Los Angeles muss als eine der besten Livebands des Planeten bezeichnet werden.
Das in jedem Moment des Auftritts brillante Zusammenspiel zwischen Bassist Flea, dem Sänger und definitivem Lieblings(ver)naschzeug der weiblichen Fans, Anthony Kiedis, der Schlagzeugmaschine Chad Smith und John Fruiscante, einer Art weißem Jimi Hendrix mit traurigen Augen, nahm die rund 60.000 Zuseher im Sturm.
Ein Orkan aus Funk-Bass, peitschendem Schlagzeug, Rap und Gesang und immer wieder dem göttlichen Gitarrenspiel Fruiscantes - jenes Mann, der wegen Drogenproblemen in den 90ern von der Band gefeuert wurde, um von Dave Navarro, seines Zeichens Saitenbrettler bei der überbewerteten Jane's Addiction, ersetzt zu werden.
Seit Fruiscantes Rückkehr haben die Peppers ihre besten Alben eingespielt: Californication und By The Way. Live geriet dann aber jedes Stück zu einem Höhepunkt für sich. Selbst Kiedis' affiger Ausdruckstanz sei ihm vergeben für jene Momente, in denen man in seinen fast geschlossenen Augen nur das Weiße sah: eine Verdeutlichung der Hingabe und der emotionalen Tiefe inmitten des Sturms.