In Le malade imaginaire/ Der eingebildete Kranke rinnen Leben und Werk des französischen Komödiengroßmeisters in eins: Molière stirbt als Hauptdarsteller seines eigenen Stücks nach der vierten Vorstellung infolge eines Blutsturzes. Nicht nur aufgrund dieser tragischen Koinzidenz zweifellos ein Fall für Quitta.
Er hat die eigentliche Fabel vom Hypochonder Argan (der sich zum Leidwesen der Tochter partout einen Arzt zum Schwiegersohn wünscht) ausgelassen und sich ganz auf den ursprünglichen künstlerischen Rahmen der Comédie-Ballet konzentriert: Auf die zum Zweck der Darbietung bei Hofe unerlässlichen Elemente wie Prolog und Zwischenspiele, in denen die erst kürzlich wiederentdeckte Barockmusik von Marc-Antoine Charpentier erklingt - hier durch ein bloß halbbegnadetes Helios Ensemble.
Während Wolfgang Lesky als eingebildeter Kranker sich auf der unerbittlichen Suche nach diversen Tumoren und Lymphknotenschwellungen aufopfernd im Argan-Stuhl wälzt, tänzeln geradezu erbaulich im Hintergrund die Faune und finden tippelnd Hirte und Hirtin zueinander. Das ist schön, nur dann beginnt das Dilemma von Tempo und zwangsläufiger inhaltlicher Leere: Argan studiert Beipackzettel oder forscht im Gesundheitsbrevier nach unaussprechlichen Symptomen. Und danach, ob nicht eines davon doch irgendeinen Morbus bewirken könnte.