Waren das schreckliche Zeiten,

als der Lehrer an der Tafel stand und uns ignoranten Schülern vorbetete, welcher Architekt welchen Ringstraßenbau errichtete. Wir fragten uns gelangweilt: "Wozu?". Der Lehrer war grantig, weil er die mangelnde Begeisterung bemerkte.

Foto: ORF/Domenigg

Könnte ein Moderator

die Reaktion der Zuschauer sehen, dann hätte Maximilian Schell wohl genauso reagiert. Als Erzähler des Dokumentarfilms "Hinter den Fassaden" (Do, ORF 2, 21.20), und zwar jenen der Ringstraße, vermochte er den Tagebuchautor nicht wirklich von der Fernsehcouch zu reißen.

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Das lag aber sicher nicht am Thema.

Mittlerweile weiß man ja, dass Geschichte mehr ist als das öde Lernen von Jahreszahlen und Namen. Geschichte kann spannend sein, wenn gesellschaftliche Bedeutungen von Ereignissen erkannt werden. Gleichgültig, ob es sich um Kriege oder um prachtvolle Bauten handelt.

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Doch das geschah in diesem Film

- wenn überhaupt - nur am Rande. Man erfuhr dafür, wie es zum Brand des Ringtheaters kam, man hörte, wie toll im Vergleich dazu die Staatsoper gesichert ist - und fragte sich wie einst: "Wozu?" Sind wir hier im Trainingslager für die ersten "Millionenshow"-Runden gelandet, in denen es Babyfragen gibt?

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Die Bedeutung der Ringstraße wurde mehrfach betont.

Okay. Aber weiß man das nicht ohnehin als gelernter Österreicher? Vielleicht aber wurde der Film gemacht, um ihn Touristen vorzuführen. Die Bildästhetik, die wie eine Verneigung vor der großen Kunst der Architekten wirkte, würde dafür sprechen. (pi/DER STANDARD; Printausgabe, 11.6.2004)

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