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Ungewöhnliche Nachrichten überbringt das Gebühreninfoservice des ORF dieser Tage den österreichischen Gebührenzahlern per Post. Anders als sonst wird nicht zum Zahlen der Rundfunkabgaben aufgefordert, sondern zu einer Übung, die TV-Sender normalerweise eher vermeiden wollen: nämlich zum Umschalten, Motto: "Sie stellen um, wir helfen Ihnen."

Grund für den Aufwand: Am 21. Juni startet der Wiener Stadtsender Puls TV. Statt ORF 2 auf Antennenkanal 34 sehen jene 300.000 betroffenen Wiener Haushalte dann Puls. ORF 2 finden sie auf Kanal 24, wo aber weiterhin um 19 Uhr "Niederösterreich heute" läuft. Das könnte "Wien heute" nach ORF-internen Studien bis zu einem Drittel seiner Seher kosten, die nicht um 19 Uhr von ORF 2 zu "Wien heute" umschalten.

Schreckensszenario

Schreckensszenario für die ohnehin von schwindenden Marktanteilen gebeutelte Anstalt. Dementsprechend konfus der Umgang. Hatte Senderchefin Brigitte Wolf zuletzt eine "Informationskampagne" im laufenden Programm angekündigt, wollte man kurz später das Programm eine Woche vor dem Puls TV-Start ganz abschalten und nur Testbild senden. Diese dem STANDARD telefonisch bestätigte Info dementiert die Anstalt nun: "Die mehrfach aufgestellte Behauptung, der ORF würde Kanal 34 ,frühzeitig abschalten' bzw. ,nur ein Testbild' senden, ist unrichtig", heißt es.

Den GIS-Infofolder schmückt dem zum Trotz ein riesiges Testbild. Hinter dem Zickzackkurs könnte Wiens Bürgermeister Michael Häupl stecken, mutmaßen Insider. Der sich ausdrücklich nicht den "Anachronismus eines Testbildes" erwartet. Von einem "Rückzugsgefecht" spricht auch Puls-TV-Chef Helmut Brandstätter. Er berichtet von halbstündigen Trailern, die ihm in der Woche bis zum Sendestart versprochen wurden, in der ORF-Aussendung ist nur mehr von "stündlich" die Rede. Der ORF war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 11.6.2004)