Die Bronzeskulptur des spanischen Surrealisten soll nun auf dem Desidor Friedmann-Platz kommen

Offiziell sind jetzt alle glücklich: Der Bildhauer Wander Bertoni ebenso wie Kultusgemeindepräsident Ariel Muzicant. Und Wien kann - irgendwann - stolz zur Einweihung einer fast vier Meter hohen Menorah (dem siebenarmigen jüdischen Leuchter, einem der wichtigsten Symbole des Judentums) von Salvador Dali bitten.

Menorah für den Desidor Friedmann-PlatzP>

Zwar nicht - wie geplant und im STANDARD berichtet - auf dem am 1. Juli um acht Uhr von "Gartenbaupromenade" in "Theodor-Herzl-Platz" umzubenennenden Straßenstück am Ring, aber immerhin in der Innenstadt: Die Bronzeskulptur des spanischen Surrealisten soll auf dem Desidor Friedmann-Platz - zwischen Judengasse und Jerusalemstiege - aufgestellt werden.

Nicht, dass der Leuchter dort nicht würdig platziert wäre: Friedmann war der letzte Präsident der israelitischen Kultusgemeinde vor dem "Anschluss". Dennoch ist der Weg des Leuchters hierher ein Lehrstück für den Umgang Wiens mit Kunst im öffentlichen Raum.

Suche nach dem Platz

Am Anfang - schon vor Jahren - stand die Suche nach einem Platz, den man Theodor Herzl widmen könnte. Der Todestag des Wiener Journalisten und Begründers des Zionismus jährt sich heuer zum hundertsten Mal. Nachdem der Platz vor der Albertina ausgeschieden war, entschied man sich für die Gartenbaupromenade: Dort müssen keine Anrainer gravierende Adressänderungsprobleme gewärtigen. Außerdem ist dort die Redaktion der Presse. Herzl schrieb ebendort.

Kurze Zeit nach der Platzbenennungs-Ankündigung stand dann das Angebot eines französischen Kunstsammlers im Raum, Wien die Dali-Menorah zu schenken. Wunschaufstellungsort: Herzl-Platz.

Phallussorgen

Freilich hat die Sache eine Haken. Denn auf dem Platz steht bereits Kunst. Sechs Säulen, die der Bildhauer Wander Bertoni für den Jodok-Fink-Platz angefertigt hat, wurden 1973 unter Helmut Zilk auf die Gartenbaupromenade verbracht. "Das Kloster (Piaristen, Anm.), Anrainer und Politiker lancierten eine Kampagne, dass die phallischen Objekte vor der Kirche weg müssten", erinnert sich Bertonis Frau Waltraud. Nachsatz: "Warum die Mariensäule nicht phallisch sein soll, wurde nie erklärt." Das Resultat: "Zilk hat meinem Mann 18 Orte angeboten - er wählte die Gartenbaupromenade."

Davon, die Säulen wieder umzusiedeln, halte man nichts. Noch dazu, wo - so Waltraud Bertoni - "das Kunstwerke sind, während Dalis Menorah ja eine kunstgewerbliche Sache ist." Auch die Umbenennung des Platzes irritiert Bertoni: "Man sollte den Judenplatz umbenennen. Da steht auch das Mahnmal (von Rachel Whiteread, Anm.). Das hat Millionen gekostet und ist auch kein besonderes Kunstwerk."

Auf die Frage, wieso die Menorah nun vom Herzl- auf den Friedmannplatz kommen solle, beschränkt sich IKG-Präsident Ariel Muzicant darauf, "von - unter anderen - statischen" Problemen zu sprechen. Schließlich wiegt die Skulptur 2,8 Tonnen. Muzicant weiter: "Ich bin mittlerweile Pragmatiker: Ich freue mich, dass der Herzl-Platz möglich ist und bin begeistert, dass Wien mit dieser Menorah ausgezeichnet wird - das ist keine Frage des Standortes."

Ganz so sicher wie Muzicant hofft, ist die Aufstellung des geschenkten Leuchters am Friedmannplatz aber längst nicht: Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betont man, dass der Standort geprüft werde. Da die Region Schutzzone sei, müssen der Denkmalschutz ein Gutachten abliefern. Fix sei nur eines: "Der von Muzicant erhoffte Enthüllungstermin 1. Juli ist illusorisch." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD; Printausgabe, 9./10.6.2004)