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Samir Khader, Senior Producer beim panarabischen Nachrichtensender Al-Jazeera, ist ein Profi, sein journalistisches Ethos aber recht biegsam. Wiewohl er der US-Berichterstattung über den Krieg kritisch gegenübersteht, würde er ein Angebot vom US-Sender Fox nicht ablehnen: "Ich würde den arabischen Albtraum in den amerikanischen Traum verwandeln."

Khader ist einer der illustren Protagonisten aus Control Room, einem Dokumentarfilm von Jehane Noujaim. Drei Monate beobachtete die US-Ägypterin während des jüngsten Irakkrieges die Arbeit vornehmlich westlicher Journalisten im Central Command Center der US-Armee - und kontrastierte sie mit jener ihrer arabischen Kollegen von Al-Jazeera, die viele für parteiisch hielten.

Aus dem Container

Noujaim schlägt sich als teilnahmslose Begleiterin auf keine Seite, sondern vollzieht die täglichen Routinen im Mediencontainer mit: Der Krieg erscheint hier schon immer vermittelt über die Bilder, und die offiziellen Statements des Militärs - etwa in Person des des Presseoffiziers Josh Rushing, vormals Drehbuchberater der Army - sind sparsam bis ausweichend.

Die hellsichtigsten Momente von Control Room, der bei seiner Premiere auf dem Filmfestival von Sundance für heftige Diskussionen sorgte, sind jedoch jene, in der die persönliche Haltung der Journalisten deutlich wird; beispielsweise wenn es einen arabischen Übersetzer bei den Worten von Donald Rumsfeld regelrecht beutelt - oder die Frage der Objektivität mit jener des eigenen Engagements kollidiert.

Spätestens als der Al-Jazeera-Reporter Tarek Ayyoub durch einen US-Angriff auf ein Quartier des Senders in Bagdad ums Leben kommt, wird evident, dass Letzteres im Ernstfall überwiegt. Bloß Khader behält in diesem Augenblick der Wut die Nerven: "Wir müssen versuchen, unsere Arbeit fortzusetzen." (Dominik Kamalzadeh/DER STANDARD; Printausgabe, 9./10.6.2004)