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Der Venus-Transit, reflektiert in der Hand eines Jordaniers.

Foto: reuters/jarkji
Wien - Kein Wölkchen trübte am Dienstag in Österreich die Sicht auf das astronomische Jahrhundertereignis Venus-Transit. Tausende Österreicher nutzten die Chance, bei verschiedenen Veranstaltungen astronomischer Einrichtungen und Vereinigungen im ganzen Bundesgebiet die Venus als kleinen schwarzen Punkt über die Sonnenscheibe ziehen zu sehen. Pünktlich um 7.20 Uhr hatte sich die Venus zwischen Erde und Sonne geschoben, sechs Stunden lang bewegte sich unser Nachbarplanet dann von Ost nach West am unteren Rand über die Sonnenscheibe entlang, ehe das Schauspiel um 13.23 Uhr endete.

Kaiserwetter

Bereits in den frühen Morgenstunden hatten sich Astronomiebegeisterte und Neugierige an verschiedenen Orten in Österreich versammelt, um die Mini-Sonnenfinsternis zu verfolgen. So hatte die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie Beobachtungsstationen am Kahlenberg und vor dem Planetarium im Prater in Wien eingerichtet, wo nach Angaben von Alexander Pikhard insgesamt zwischen 800 und 900 Personen die Möglichkeit zum Blick auf Sonne und Venus nutzten. "Das Wetter war ein Riesenglück, wir hatten fantastische Bedingungen, eine Woche zuvor hätten wir gar nichts gesehen", sagte Pikhard.

Blicke durch das "Solarskope"

Das Institut für Astronomie der Universität Wien hatte Interessierte in die Universitäts-Sternwarte in Wien-Währing sowie in den Arkadenhof des Hauptgebäudes der Uni Wien eingeladen. An der Uni-Sternwarte riskierten rund 700 Interessierte, darunter viele Schulklassen, einen Blick durch Teleskope und auf die Projektionen durch so genannte "Solarskope", die das Schauspiel noch eindrucksvoller erscheinen ließen als der direkte Blick durch die Spezialbrillen. Aus Sorge, auf Grund schlechten Wetters keine Beobachtungen von Wien aus durchführen zu können, war eine Gruppe des Wiener Astronomie-Instituts extra nach Ägypten gereist, um wissenschaftliche Messungen speziell von der Eintrittsphase des Planeten in die Sonnenscheibe und den dabei auftretenden Randphänomenen durchführen zu können.

Schlangestehen in Graz

Österreichs astronomischer Volksbildner Nummer eins, Hermann Mucke vom Astronomischen Büro Wien, beobachtete den Venus-Transit von seinem Sterngarten Georgenberg neben der Wotruba-Kirche in Wien-Liesing und konnte dabei fast 400 Gäste begrüßen. "Wir sind schon etwas erschöpft", meinte er am Ende des Naturschauspiels, was auch daran liegen könnte, dass er heute schon Dutzende Male den "Venus-Transit-Marsch" des US-Militärmusikers John Philip Sousa aus den Lautsprechern hören musste. Sousa hatte den Marsch nach dem bisher letzten Venus-Durchgang 1882 komponiert.

"Schlangestehen" hieß es für alle Grazer Interessenten, die sich den Venus-Transit am Mariahilfer Platz genau ansehen wollten. Astronomen der Universität Graz und des Steirischen Astronomievereines hatten etwa ein Dutzend Teleskope im Zentrum Graz aufgebaut, um so einen besseren Blick auf das Ereignis zu bieten. Die speziell dafür vorbereiteten Sonnenbrillen waren im Nu vergeben, so Arnold Hanslmeier, Leiter der Abteilung Astronomie am Physik-Institut der Grazer Universität.

Mit einem runden Dutzend Teleskopen und 150 Spezial-Sonnenbrillen waren die Grazer Wissenschafter um 7.00 Uhr bereit gestanden. Und seit diesem Augenblick ging es auch schon rund: "Erstaunlich für uns war, wie viele Leute am Weg zur Arbeit bei uns Halt gemacht haben", freut sich der Organisator der Grazer Aktion.

Venus-Durchgänge sind überaus seltene Ereignisse. Zuletzt fand das Schauspiel 1882 statt. Der nächste Venus-Transit am 6. Juni 2012 ist von Österreich aus nur unvollständig zu sehen, in der gleichen Qualität wie heute ereignet sich der nächste Venus-Durchgang erst wieder 2117. (APA)