"Typgerecht geschminkt, auf die richtige Figur gehungert, superschicke Klamotten, cooler Job und heißer Sex - alles wird gut! Für Jessica, 30, beginnt genau so das Abenteuer".
Da wird mit - eigenartigen - Euphemismen nicht gegeizt und das Bild einer jungen "modernen" Frau skizziert, deren Horizont reduziert erscheint auf blankes Tussi-Dasein. Aufgrund dieser Beschreibung hätte ich das Buch nicht gelesen und unter der Kategorie "Groschenroman des 21. Jahrhunderts" abgelegt.
Glücklicherweise gestalteten sich die Umstände anders. Denn seit den "Verführungen" begeisterte Streeruwitz-Leserin, begehrlich jedes neue Buch der Autorin erwartend, konnte es sich betreffend Titel und Inhaltsangabe nur um eine nebulose Verirrung handeln. Unmöglich, dass eine derart reflektierte Analytikerin der österreichischen Politik aus kritischer Frauensicht, wie die Streeruwitz eine ist, eine Figur konstruiert, in deren Gehirnwindungen sich nicht mehr findet als Mode, Sex und "Coolness".
Aber wahrscheinlich verkauft sich auf diese Weise ein Roman leichter. Nicht weil der Großteil der Frauen so oberflächlich, sondern weil die Spaßgesellschaft gerne ein "easy" Bild der "modernen Frau" zeichnet. Einer, die sich keine Gedanken zu machen braucht, weil eh alles neoliberalisiert, gendermainisiert und übersexualisiert, also wurscht ist.