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Helmut Brandstätter fiel soeben in ein Raum-Zeit-Loch. Den Zusammenbruch der DDR 1989 verfolgte er noch als Korrespondent des ORF. 1997 ging er als Manager zum deutschen Nachrichtensender n-tv. Donnerstag fühlte sich Brandstätter, inzwischen zurück in Wien, mit einem Schlag um 15 Jahre zurückversetzt. "Wie in der DDR" reagiert der ORF auf Konkurrenz, sagt er.

Brandstätter versucht seit Herbst 2003, den kleinen Regionalsender Puls TV auf die Beine zu stellen. Erst sprangen ihm sämtliche Gesellschafter ab, mit denen der Sender vor fast schon zwei Jahren seine Lizenz bekam. Brandstätter will dennoch am 21. Juni starten. Auf einer Frequenz, die der Küniglberg bisher mit ORF 2 bespielt.

Anstalt holt zum Präventivschlag aus

Darin lag bisher sein größter Vorteil: Die künftige Puls-Frequenz ist bisher auf vielen Fernbedienungen auf Platz zwei eingestellt. Doch nun holt die Anstalt zum Präventivschlag aus.

Schon eine Woche bevor Puls den Betrieb aufnimmt, sehen 300.000 Haushalte in Wien statt ORF 2 das Testbild: all jene, die ihre Fernsehprogramme über Hausantenne oder analoge Satellitenschüssel in die gute Stube holen.

Thurnher informiert zwischen Testbild

Unterbrochen wird das Testbild nur von "ZiB2"-Moderatorin Ingrid Thurnher: Sie erklärt, dass ORF 2 nun nur noch auf Kanal 24 zu haben ist. Das gilt nicht als neues Programm, für das man erst das ORF-Gesetz ändern müsste, sagen Experten im Kanzleramt.

Auf Kanal 24 läuft "Niederösterreich heute". Wer "Wien heute" sehen will, aber nicht Puls, muss künftig wie berichtet um 19 Uhr auf Kanal 34 schalten und nach einer halben Stunde zurück. Der ORF unterstützt die Fingerübungen 24/34/24 mit einem Gewinnspiel.

Die 500.000 Haushalte am Wiener Kabelnetz stört das nicht weiter: "Alles bleibt besser, aber nur für die Kunden der UPC Telekabel", ätzt Christian Cap, Manager für Programmfragen bei der UPC Telekabel. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.6.2004)