Musterschülerbrav wartet der Präsident des Kultursenders Arte hinter dem Finanzvorstand einer großen Autofirma, bis dieser seine Laudatio abgeschlossen hat. Rührende Symbolik während der Tanzpreisverleihung des Wolfsburger "Movimentos"-Festivals.

Wurden dieser opulenten PR-Aktion des veranstaltenden Unternehmens doch bei Arte 85 Sendeminuten eingeräumt, auf die als Dessert auch noch ein Ballett-Themenabend folgte. So viel Präsenz-Fortüne war in diesem Sender bisher noch keinem Tanzfestival gegönnt. Es scheint, dass sich der Kraftwagenkonzern hier eine ordentliche Werbefläche geschenkt und Arte dazu sein Katzbuckeln choreografiert hat.

Das mit Pomp und Pressereisen mit Autostadt-Besichtigung beworbene Festival hatte im Vergleich mit echten Veranstaltungen dieser Kategorie kaum etwas zu bieten. Die Ergebnisse der Preisverleihungen waren überwiegend unoriginell. Das allerdings stimmt damit überein, dass Arte seinem Publikum regelmäßig Mittelmaß unter "Gegenwartstanz" verhökert. In der "edition arte" ist passend dazu eine extrakonservative "Tanzgeschichte" erschienen. Wen wundert's, wenn der Sender am selben Abend kritiklos den zumindest zweifelhaften "Bolshoj-Drill" der Moskauer Ballettakademie bejubelt? Offenbar ist Arte hier einäugig und blind zugleich. (ploe/DER STANDARD; Printausgabe, 2.6.2004)