... im Vergleich zur Ära medialer Verflechtungen, in der wir heute leben. Und so einzigartig wie die "Kronen Zeitung" in der Welt ist - nicht ganz zufällig - das verflechtende Talent ihres Herausgebers. Da muss man gar nicht an die synergetische Nutzung eines ewigen Bürgermeisters als Ombudsman und Lebenskünstler denken, und auch jene von Sportredakteuren in "Krone" und ORF ist nicht mehr erwähnenswert, das hält sich noch irgendwie in den Grenzen des Genres. Ob auch in denen des Geschmacks, ist eine andere Frage.

Heute ist die "Krone" weder aus dem vermischten Warenhandel noch aus der Exekutive wegzudenken. So war der letzten Sonntagsausgabe die Jubelmeldung zu entnehmen: Tausende Österreicher haben bei der großen Ernährungsumfrage von BILLA und der "Krone" mitgemacht. Und wer verkündet das Ergebnis? Erraten. "BILLA-Krone-Lady" Vera Russwurm präsentiert die ersten Ergebnisse der großen Ernährungsumfrage.

Und worauf legen die Österreicher immer mehr Wert? Auf - eh klar - "Ja! natürlich"-Produkte - die gesunden Waren aus biologischer Landwirtschaft. Da trifft es sich gut, dass die "BILLA-Krone-Lady" von ihrer Primärbegabung her auch noch eine ORF-Lady ist. Aber solange Synergie offen als entgeltliche Einschaltung genutzt wird, ist alles sauber.

Doch auch der Innenminister konnte der Versuchung, Synergieeffekte zu nutzen, nicht widerstehen. Der Zauber der (neuen) Montur, der nun über Österreichs Freunde und Helfer geworfen wird, erfüllt die "Kronen Zeitung" vermutlich mit größerem Stolz als die Träger der neuen Hülsen. Von der Warte des Blattes aus zu Recht, auch wenn man sich bescheiden gibt.

Ein bisserl stolz sind wir von der "Krone" schon auf die neuen Uniformen der österreichischen Polizei. Denn die Jacken, Hemden, Hosen und Röcke werden die Handschrift der Designerin Barbara Mungenast (und ihres Teams) tragen. Die junge Absolventin der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung hat schon früher "in Mode" gemacht. Seit drei Jahren trägt sie mit den Grafiken und Kolumnenköpfen auch wesentlich zum Erscheinungsbild der "Krone" bei.

Kein Zufall! Wer gut genug ist, zum Erscheinungsbild der "Krone" beizutragen, der ist auch berufen, das Erscheinungsbild der Polizei zu krönen - eine Empfehlung, der sich ein Innenminister, wenn er klug ist, nicht verschließen wird. Auch er kann, wie schon sein Vorgänger, höheren Ortes einen Freund und Helfer brauchen.

Und es wär' nicht Wien, wenn einer fehlte. Und noch einer aus der "Krone" hat einen wesentlichen Anstoß gegeben: Wiens ewiger Bürgermeister und Ombudsman Helmut Zilk fällte ein klares, wenn auch ein wenig überraschendes Urteil: "Die Polizeiuniformen sind die Visitenkarte einer Stadt, einer Republik", sagte Zilk, der schon seit einiger Zeit mit den Uniformen nicht zufrieden war. Da war es aber höchste Eisenbahn, dass sich die Person ans modische Werk machte, die schon wesentlich zum Erscheinungsbild der "Krone" beigetragen hat.

Was kein Problem ist, wenn einer aus der "Krone", der nebenbei einen wesentlichen Anstoß zur Reform des Heeres gibt (Schüssel denkt da wie Strasser) - die modische Linie diktiert: Baseballkappen, patscherte Schnitte bei Jacken und Hosen - alles kein echtes Renommee. Die Kluft geht bestenfalls als gemütlich durch. Aber nichts von dem Auftritt mit Grandezza der italienischen Carabinieri oder der respekteinflößenden Cooleness der Cops in den USA.

Das soll jetzt in Österreich alles anders werden. Mit der Geste Zilkscher Grandezza verkündete der Innenminister bei der Vorstellung der neuen Entwürfe: "Die Uniform ist der wichtigste Teil des Erscheinungsbildes einer Polizei und daher wichtig auch für die Öffentlichkeit." Kleider machen Leute, die Uniform macht den Polizisten, Polizisten sind die Visitenkarten einer Republik, und die "Krone" ist immer dabei, wenn es gilt, ihre Visitenkarte abzugeben.

Wenn die Verwirrung nur nicht allzu groß wird! Zwischen die Grandezza der Carabinieri und die Cooleness der Cops drängte sich als dritte Vision eine modische Zwangsvorstellung der Visitenkartendesignerin. Die ist der zeitgemäßen Auffassung: Jeder Polizist ein Kaiser: Die Designerinnen Mungenast und Müller orientierten sich an der Linie der spanischen Hofmode in Österreich.

Da weder Spanien noch Österreich zurzeit über einen Kaiser verfügt - dachten die Damen etwa an die spanische Hofmode in Österreich zur Zeit Kaiser Karls V.? Das wäre jedenfalls im Sinne Zilks. Wussten damals die kaiserlichen Verdachtschöpfer doch Grandezza mit Cooleness in sich zu vereinen. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2004)