Foto: ORF/Horst/etat.at

Groß war zunächst die Angst, Österreichs Show-Moderator Nr. 1 könnte in Kalifornien Österreichs Gouverneur Nr. 1 und Österreichs Saftl-Produzenten Nr. 1 den Stunt stehlen - aber nur kurz. Ein paar Tage zuvor hatte "Format" vom Tausendsassinger berichtet: Am Mittwoch ging es noch im Morgengrauen über Frankfurt nach Los Angeles, wo sich Assinger in Hollywood drei Tage auf Dietrich Mateschitz' World Stunt Awards vorbereiten kann. Aufwand und Zeit waren auch nötig, denn kaum waren die drei Tage verstrichen, verriet die Kronen Zeitung, dass es um Höheres ging: Der ORF hat als Präsentator der TV-Sendung über die Taurus World Awards, die am 24. Mai um 21.15 Uhr in ORF 1 läuft, einen eingeflogen, der sich immer mehr zum televisionären Multitalent entwickelt - Armin Assinger, selbst einigermaßen stunterprobt.

Eine Woche nach nicht zu knapper Berichterstattung über die patriotische Veranstaltung in "Kurier" und "Krone" rührt dann auch der ORF die Werbetrommel, aber das televisionäre Multitalent wird die Zuschauer bestimmt über die Verspätung hinwegtrösten. Schließlich leben wir in der Heimat großer Söhne, und dass der Kärntner Ex-Gendarm zu den größten dieser Spezies gehört, ist sozusagen amtlich, seit "tv-media" berichten konnte: Armin Assinger gewinnt überlegen die TV-MEDIA-Starwahl. Der Showstar schaffte als erster Sieger 80% Bestnoten!

Was doch nicht alles in emeritierten Angehörigen unserer Exekutive steckt! Jedenfalls mehr, viel mehr, als man dem Moderator der "Millionenshow" zugetraut hätte, der, wenn es nach der Fellner-Kundschaft geht, sogar einen Günther Jauch und einen Thomas Gottschalk auf die Plätze verwiesen hat.

Aus Linz wusste "Format" zu berichten: Geschlagene zwei Stunden hatte er in Saal 1 des Cineplexx 550 geladene Gäste der Wiener Städtischen Versicherung und sechs oberösterreichischer Unternehmen in die Geheimnisse des "Lebens als Abfahrtslauf" eingeweiht. Anschließend gönnte sich der 39-Jährige gleich nebenan im Separée von "Alexander's Bar" einen relaxenden Kräutertee.

Den wird er auch gebraucht haben, wo er schon die Wissenserforschung seiner Quiz-Gäste mit einer Mimik zu begleiten pflegt, die auf perniziöse Hartleibigkeit schließen lässt. Hierzulande gilt er damit als unwiderstehlich, und das sogar bei eiskalten Männern der Wirtschaft. Sind halt auch nur Menschen, die sich gern von dem Gailtaler Philosophen auf morbid-transzendente Weise aufpeppen lassen: Als Vortragender legt Assinger Zuhörern schon einmal einen Spaziergang am Friedhof nahe: "Erst dort erkennt man richtige Ziele."

Ob er ihnen damit sagen will, nur tote Manager seien gute Manager? "Gewinnen heißt einmal öfter aufstehen als hinfallen", ist eine andere seiner Weisheiten. Von Assingers Message auf Businessvorträgen berichtet voll Bewunderung das Wirtschaftsfachblatt "Format": "Das Leben ist ein Abfahrtslauf." Aber nicht nur mit solchen Erkenntnissen verdiente der Mann mit dem "g'sunden Schmäh" im Vorjahr 990.000 Euro. Armin Assinger bringt Manager in Abfahrtshocke, bis die Schenkel brennen. Seine Message: "A bissl wos geht imma no."

Die Privatisierer in der ÖIAG handeln nach dieser Maxime, ohne dabei erst in die Abfahrtshocke gehen zu müssen. Für sie gilt eher eine andere Assinger-Regel: "Begeisterung steht nicht nur im Lexikon vor Erfolg." Andererseits - fest steht aber: "Du konnst im Lebn nix dazwingen." Ja, ja, der Schmäh sitzt locker bei dem Mann, mit dem halb Österreich per Du ist. Bei einem Volk von Lesern kein Wunder. Seinen legendären Sager "Loss die Komantschn do obe pfeif'n" (Assinger-Slang für "schnell fahren", erläutert uns "Format") münzt er in sein Erstlingswerk in Buchform um. Der Titel "Wo die Komantschen pfeif'n" hat sich bisher 17.000-mal verkauft.

Da wird auch der feinste Schöngeist weich. Sogar ein begnadeter Selbstdarsteller wie Helmut Zilk entschuldigte sich erst kürzlich öffentlich dafür, den hoch gewachsenen Naturburschen bei seinem ORF-Debüt als ungebildeten Rüpel verkannt zu haben. Mittlerweise sorgt sich Zilk wortgewaltig darüber, dass "das Naturtalent" durch mediale Omnipräsenz verheizt werden könnte. Naturtalente wissen, wo Gefahr dräut.

Aber so tief auch "Format" nach den Wurzeln von "Assos" vielfältigen Begabungen schürfte, die letzte Wahrheit brachte doch "tv-media" an den Tag. Triumph der Liebe: Wie der ,Millionenshow'-Moderator mit Unterstützung von Ehefrau Bettina zum ORF-Topstar wurde. Nämlich so: "In erster Linie bin ich Mutter. Und in zweiter Linie bin ich eine Frau, die ihren Mann unterstützt." Die Rückkehr in den eigenen Beruf ist für Bettina Assinger kein Thema. Endlich einmal keine linke Emanze - das pfeif'n die Komantschen von den Dächern. (DER STANDARD; Printausgabe, 21.05.2004)