Wien/Klagenfurt/Laibach - Der bekannte slowenische Autor Lojze Kovacic ist am 1. Mai im Alter von 75 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in Laibach gestorben. Das gab der Klagenfurter Drava Verlag, in dem der erste Band seiner Romantrilogie "Die Zugereisten" erst vor wenigen Wochen in deutschsprachiger Übersetzung erschienen ist, am Mittwoch bekannt. Kovacic, dem die deutsche Übersetzung ein Herzensanliegen war, hatte zuletzt noch selbst Korrektur gelesen.

Kovacic gilt als einer der wichtigsten slowenischen Romanciers der vergangenen Jahrzehnte. In seinem Werk reflektierte er nicht nur seine eigene tragische Lebensgeschichte, sondern zeichnet auch die Geschichte seines Landes nach.

Irrfahrt zwischen Fronten

Die 1984/85 erschienene Trilogie "Die Zugereisten", die Irrfahrt eines Kindes zwischen Ländern, Sprachen und ideologischen Fronten, wurde von der slowenischen Literaturkritik zum "Roman des 20. Jahrhunderts" gewählt. Der Drava Verlag wird in den kommenden beiden Jahren die weiteren Bände der Trilogie auf Deutsch publizieren.

Als Sohn eines slowenischen Auswanderers und einer Deutschen wurde Lojze Kovacic 1928 in Basel geboren. Seine Familie wurde 1938 nach Slowenien ausgewiesen. Nach Tod des Vaters und erneuter Ausweisung der Mutter blieb er alleine in Jugoslawien zurück.

2003 erschien sein letztes Buch "Otroske stvari" (Kindergeschichten). Bis zuletzt arbeitete er an einem neuen Roman. Im November des Vorjahres war Kovacic in Wien zu Gast bei der Veranstaltungsreihe "literatur im herbst". "Vielleicht kann die europäische Literatur durch uns eine neue Dimension bekommen", meinte er damals: "Gerade weil wir sehr viel erlebt und erlitten haben." (APA)