Zum Teil äußerst schlechte Wertungen setzt es für Österreich bei der hohen Steuerbelastung, den hohen Lohnnebenkosten aus der Sozialversicherung und der geringen durchschnittlichen Arbeitsleistung pro Jahr.

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Lausanne/Wien - Österreich hat seine Wettbewerbsposition im internationalen Vergleich leicht verbessert. Wie aus dem soeben veröffentlichten "World Competitiveness Report 2004" des Lausanner Instituts für Management-Entwicklung (IMD) hervorgeht, rückte Österreich in der Rangliste für 2004 vom 14. auf den 13. Platz vor. Den Spitzenplatz haben weiterhin die USA inne. Dahinter liegen Singapur und Kanada, die vom 4. bzw. dem 6. Platz unter die Top drei aufgerückt sind. Luxemburg und Finnland, im Vorjahr noch auf dem zweiten und dritten Rang zu finden, sind auf Platz neun bzw. acht abgerutscht.

In der seit 1989 durchgeführten Studie werden insgesamt 60 Länder und Regionen nach 323 Kriterien auf ihre Position im internationalen Wettbewerb untersucht. Gemessen wird dabei das "Umfeld", in dem die Unternehmen in einem Land arbeiten können. Zu einem Großteil fließen dabei harte Fakten in die Beurteilung ein, aber auch Managerumfragen werden berücksichtigt.

Spitzenplätze bei Gesundheits-Infrastruktur, Umwelt und Lebensqualität

Österreich pendelt seit 2001 zwischen dem 14. und dem 13. Rang. 1998 war Österreich noch auf dem 22. Platz gelegen, dann kam der Aufstieg auf Rang 19. Im Jahr 2000 rückte Österreich erneut um einen Rang nach vorne, durch eine Methodenumstellung im Schweizer Institut wurde das Ranking jedoch neu berechnet, was zu einer Vorreihung Österreichs auf den 15. Platz für 2000 führte.

Absolute Spitzenplätze erlangt Österreich bei Bewertungen in den Bereichen Gesundheits-Infrastruktur, Umwelt, Lebensqualität, Sicherheit, Justizsystem, Schutz der Privatsphäre oder bei Versicherungen. Gut schneidet Österreich zudem in der Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Manager und deren sozialem Verantwortungsgefühl, in der Motivation der Beschäftigten sowie der guten Verfügbarkeit von Fachkräften ab. Auch die Jugendarbeitslosigkeit scheint - nimmt man die Ergebnisse in dieser IMD-Spezialwertung - in Österreich kein Problem zu sein.

Hohe Steuerbelastung

Zum Teil äußerst schlechte Wertungen setzt es dagegen bei der hohen Steuerbelastung, den hohen Lohnnebenkosten aus der Sozialversicherung, der geringen durchschnittlichen Arbeitsleistung pro Jahr, den relativ geringen Direktinvestitionen, der geringen Kapitalisierung des Aktienmarktes und den hohen Internet- und Mobiltelefonkosten.

Während Österreich in der gesamten wirtschaftlichen Performance vom 15. auf den 21. Platz zurückfiel, gewann das Land in der Wertung "Effizienz der Regierung" fünf Plätze; unter diesem Begriff wird freilich nicht die Effizienz der Regierungsarbeit im engeren Sinn, sondern die gesamten politischen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft gemessen. Bei der "Business Efficiency" (inklusive Arbeitsmarkt-Kriterien, Managementpraktiken, etc.) fiel Österreich leicht vom 13. auf den 14. Platz zurück. Auch in der Wertung für Infrastruktur und Bildung musste Österreich diese Mal schlechtere Noten hinnehmen.

An Herausforderungen für das Jahr 2004 sieht das Lausanner Institut für Österreich, eine umfassende Strategie für die Anforderungen einer alternden Gesellschaft zu entwickeln. Zudem sollten Forschung & Entwicklung, Innovationen und lebenslanges Lernen als nationale Prioritäten manifestiert werden. Das IMD rät Österreich jedenfalls, die "exzellenten Chancen", die sich aus der EU-Erweiterung ergeben, so gut wie möglich zu nutzen und Österreich als attraktiven Wirtschaftsstandort für moderne, energie-intensive Industriezweige zu erhalten.

Neue Wettbewerber bringen neue Weltordnung

Eine neue Gruppe an Wettbewerbern, hauptsächlich aus Asien, aber bald auch aus Mitteleuropa und Russland, tritt auf den Weltmarkt, was die globalen Wettbewerbspositionen merklich durcheinander bringen wird, ist sich das Lausanner Institut sicher. Diese Unternehmen bieten ihren westlichen Konkurrenten nicht nur Fertigungs- und Dienstleistungen an, sondern nehmen den direkten Wettbewerb mit ihren eigenen Marken auf.

Die neuen Wettbewerber werden westliche Märkte in Angriff nehmen, so wie dies Japan gemacht hat, nur noch in größerem Umfang, heißt es weiter. Die Unternehmen aus diesen Ländern übernehmen sehr schnell Weltstandards in Management und Technologie und haben im Gegensatz zu vielen Industriestaaten, vor allem in Europa, einen starken Willen, erfolgreich zu sein, so die Studie.

Investitionen verlagern sich in den Osten

Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass sich die Investitionen zunehmend vom Westen in den Osten verlagern, nicht nur nach Asien. Die meisten Industrieländer zahlen mehr als 20 Dollar pro Stunde Lohn. Deutschland führt das Ranking mit 30 Dollar, so das IMD. In China, Indien und Russland liegt der Stundenlohn dagegen unter 1 Dollar. Estland, nur eine Flugzeit von 30 Minuten von Finnland entfernt, bezahlt den Arbeitern pro Stunde 2,70 Dollar.

Die neuen EU-Mitgliedsländer, vor allem die Slowakei, Tschechien und die Baltischen Staaten folgen dem irischen Beispiel, wo Direktinvestitionen bereits 20 Prozent des BIP ausmachen. Aber in Irland sind die Lohnkosten bereits auf 18 Dollar gestiegen, räumt Studienautor Stephane Garelli ein.

US-Gelder fließen anch Asien

Auch das Beispiel USA spiegelt dieses Szenario wider: Für jeden Dollar, der in den USA investiert wird, werden 4 Dollar von amerikanischen Unternehmen im Ausland investiert. Die Wettbewerbsfähigkeit hänge also auch davon ab, inwieweit Unternehmen niedrige Kosten in anderen Ländern für sich ausschöpfen können. 60 Prozent der Investitionen in Entwicklungsländer fließen nach Asien, was die Volksrepublik China zum größten Empfängerland für Direktinvestitionen und zum viertgrößten Exportland von Fertigungsprodukten weltweit gemacht habe, so die Studie.

Das US-Handelsbilanzdefizit wächst indes weiter und liegt mittlerweile bei gigantischen 581 Mrd. Dollar (491 Mrd. Euro). Jedoch sind die Hälfte der US-Importe tatsächlich amerikanische Produkte, die von US-Unternehmen im Ausland gefertigt und in die USA reimportiert wurden.(APA)