Bei den Gedichtbänden, die mich nachhaltig beeindruckt haben, komme ich beinahe, was die Autoren betrifft, mit dem mittleren Buchstaben von "ABC" aus:
Die zerfledderte Ausgabe zur zweisprachigen Ausgabe von Samuel Becketts "Flötentöne / Mirlitonnades" begleitet mich seit Mitte der Achziger. Darüber zu schreiben, ist unmöglich. Es ist was es ist. Verdichtete Flötentöne.
In den "Blumen des Bösen" von Charles Baudelaire bedeuteten detto jahrelanges Versinken, und grade eben habe ich wieder eines der schönsten Liebesgedichte ausgegraben:
Viens, mon beau chat, sur mon coeur amoureux
Retiens les griffes de ta patte,
Et laisse moi plonger dans tes beaux yeux,
Mêlés de métal et d'agate.
...
Thomas Brasch: "Wer durch mein Leben will, muss durch mein Zimmer": Einer der wunderbarsten Gedichtbände der letzten Jahre voll von dem, was nur Gedichte können: Sich selber gehören und dem, der sie grad liest.
"Gedichte über die Liebe" von Bertold Brecht: Leichtes und Frivoles, Feines und Grobes - das volle Leben! Irgendwie.
Mehr einzelne Lieblingsgedichte gab es auch von Schwitters, Ringelnatz und Morgenstern, Artmann, Celan und ein Weniger und Mehr von Goethe, Schiller, Eichendorff, Mörike und Rilke ...
Ein Buch, das durch karge Wahl der Worte und Zeichen beeindruckt: Shel Silverstein "Missing Piece trifft Big O": Eine wunderbare poetische Bilder- und Lebensgeschichte über die Ecken und Kanten, über erbsengroße Traumprinzen und Prozessionen des Suchens - und über das Anders-Sein. Shel Silverstein bedient sich sehr reduzierter Zeichnungen und schafft damit, was 584-Seiten-Romane manchmal fehlt, - einfache Klarheit ...
Ein Autor und eines seiner Bücher, die mich immer wieder in den Bann ziehen: Wilhelm Genanzino "Das Licht brennt ein Loch in den Tag" - der Inhalt: Ein Mensch, durch aktuelle Erinnerungslücken beunruhigt, beginnt, Erlebnisse aus seinem Leben reihum Freunden und Geliebten zu erzählen mit der Bitte, diese ihm - angereichert um ihre Interpretationen - wieder "zurückzuerzählen": Alltagsszenen, Miniaturen, Bilder aus der Kindheit beginnen ihr Eigenleben zu entwickeln und man sieht sich versucht, diese kleinen, feinen Erinnerungen den eigenen hinzuzufügen ...
Nach vielen Haruki Murakamis liegt zur Zeit lesebereit Yoko Ogawas "Schwimmbad im Regen": Ihre Wunderbarkeit des Schreibens liegt in den fein beobachteten Nebensächlichkeiten, die in glasklarer Sprache die Welt so obskur erscheinen lassen, wir sie ist ...
Mit "B" beginnen und schließen - "Mein Esel Benjamin", - ja, es war auch mein Esel Benjamin und sozusagen eine wahrhaftige Einführung in die Welt der Eselsohren.
(schatz)