Michael Dichand bereichert den Machtkampf um die "Kronen Zeitung" schon wieder mit Vorwürfen gegen den Essener Medienkonzern WAZ und seine Manager. Vor dem Wiener Handelsgericht zog der älteste Sohn des "Krone"-Hälfteeigentümers, Hauptgeschäftsführers und Herausgebers freilich gerade wieder den Kürzeren.

Die WAZ erwirkte Anfang Dezember 2003 eine einstweilige Verfügung: Sie verbietet Michael Dichand, erneut zu behaupten, der deutsche Medienkonzern arbeite "mit der organisierten Kriminalität in Kroatien zusammen". Auch von einem "Geheimvertrag" mit einer "Mafiavereinigung" darf er nicht mehr sprechen. Die WAZ ist in Kroatien an einem Verlag namens Europapress Holding beteiligt.

Michael Dichand erhob Widerspruch gegen die Verfügung, versuchte die Richtigkeit seiner Aussagen zu untermauern und blitzte damit vor kurzem ab: "Da der Beklagte die Richtigkeit seiner Behauptungen nicht bescheinigen konnte, war sein Widerspruch abzuweisen."

Weiter heißt es in der Entscheidung, die einstweilige Verfügung gegen Dichand aufrecht zu erhalten: "Zusammengefasst lässt sich aus der Aussage des Beklagten an keiner Stelle überzeugend ableiten, Gesellschafter der Europapress gehören der organisierten Kriminalität beziehungsweise Mafia in Kroatien an, oder würden die WAZ oder die K & K Medienbeteiligungsgesellschaft mbH auf sonst eine Weise mit der organisierten Wirtschaftskriminalität in Kroatien oder der Mafia zusammenarbeiten." Auch das Bestehen eines "Geheimvertrags" sei "nicht bescheinigt".

Mit dem Vorwurf gerichtlich strafbarer Handlungen werde die WAZ "in den Augen der Öffentlichkeit schwer herabgesetzt und beeinträchtigt": "Es liegt somit eine Ehrenbeleidigung vor", die "Kredit, Erwerb und Fortkommen" gefährden konnte.

In der aktuellen Ausgabe des Branchenmagazins "Der österreichische Journalist" legt Dichand nach: Der WAZ und ihren Managern wirft er wie berichtet Betrug vor und "im Gerichtssaal" zu "lügen".

WAZ-Anwalt Daniel Charim nennt diese Vorwürfe "unsinnig" wie jene, gegen die er die einstweilige Verfügung durchsetzte.

Die nächste Stufe der Eskalation: Michael Dichand hat laut "Focus" bei der Staatsanwaltschaft Hamburg Strafanzeige gegen WAZ-Manager Bodo Hombach erstattet. Anlass: Hombach wollte Dichand junior mit einer eidesstattlichen Erklärung auch Aussagen verbieten lassen, er habe sich Ende der Achtzigerjahre als SPD-Geschäftsführer von Nordrhein-Westfalen sein Haus "vom Energiekonzern Veba finanzieren lassen".

Dichands Hamburger Medienanwalt Alexander Graf von Kalckreuth erklärt in "Focus": "Vieles spricht dafür, dass Herr Hombach vor Gericht und an Eides statt schriftlich die Unwahrheit versichert hat." Hombachs Anwalt Götz von Fromberg hält dagegen: "Die Vorwürfe sind nicht neu, sie sind schon zigmal widerlegt worden. Das wird auch diesmal so sein." (Harald Fidler/Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 4.5.2004)