WUK
„Und so.“ Simple Wortkonstellation, einfach zu bedienen, und beliebt bei Kommunikationskrüppel. So auch bei Alpha-Tier Kerm, Papagei Flada, Türke Izmir, Klugscheißer Buch und Pickelgesicht Olif, allesamt Trainsurfer aus Anna Maria Krassniggs aktueller Theaterinszenierung „Venezuela“, die den Abschluss der im Vorjahr gestarteten „?Jugend?“ – Trilogie bildet.

Die fünf Charaktere erschaffen ein Nirwana der Superlative, in das sie einen tödlich verunglückten Surferkollegen hineinträumen: Venezuela. „Is’alles gerade da. Gibt es keine Kurven nich’.“ Keine Komplikationen, keine Umwege, alles funktioniert in ihrer klischeebehafteten aber zugleich kindlich naiven Fantasievorstellung des südamerikanischen Nordküstenstaat. Dank Venezuela sind Kerm, Flada, Izmir, Buch und Olif für einen kurzen Augenblick mehr als billige Imitate einer Jugend mit ausgeprägter Genitalaffinität, ruckartigen Bewegungen und verstümmelter Sprache. Sie geben für Sekunden die Position der „Salz-in-die-Wunde Streuer“ auf, und beginnen inmitten einer aufgeschnitten Satellitenschlüssel einander zu respektieren und etwas unbeholfen aufeinander Rücksicht zu nehmen.

Die gedanklichen Seitensprünge zwischen monotoner Alltagkulisse und aufregender Tropenidylle halten das gesamte Stück an, auf ein Finale wird bedauerlicherweise verzichtet. Guy Helminger, Autor des Stückes, skizziert eine „lost generation“, die wie ihre Sprache ein Produkt einer 230 km/h Gesellschaft ist, die alles abseits der Überholspur stehen und liegen lässt. Jugendliche, die Familie durch die Gruppe, Religion durch Medien, Geborgenheit durch McDonalds und Sprache durch Körperlichkeit ersetzt haben. Bereits in den Startlöchern zum Scheitern verurteilt. Die Jugend und so.

Venezuela ist noch bis 9. Mai im WUK zu sehen.