Ben Martin: "That State of Mind" (Wohnzimmer Records)

"gotv" sendet bundesweit - der richtige Zeitpunkt, um einen Blick auf potenzielle Inhalte zu werfen: Während in Deutschland Roman Fischer als neue Songwriting-Hoffnung hochgeschrieben wird, kommen vom jungen Niederösterreicher Ben Martin durchaus ähnliche Klänge: Zart melancholischer englischsprachiger Gitarrenpop, mal akustisch, mal vestärkt. Ein paar Ecken und Kanten mehr werden im Verlauf der Zeit vielleicht noch dazu kommen - mit "Bitter wounds" und "Silver spoon" sind jedoch mindestens zwei echte Perlen auf Martins Solo-Debüt enthalten.

Coverfoto: Wohnzimmer

The Bunny Situation: "Hound" (Emarcy/Universal)

Appetit auf mehr macht die neue Single des Duos The Bunny Situation. Florian Prix kombiniert elektronische Klänge verschiedenster Herkunft zu einem überraschend melodiösen Sound-Puzzle, Sängerin Ellen Muhr hellt das Ergebnis mit glasklarer Stimme auf. "Hound" (remixt von I-Wolf) erinnert am ehesten an Trip-Hop, unterlegt mit einem überaus angenehm wummernden elektronischen Bass. Das folgende Album "Life ain't funny" liegt in Promo-Version bereits vor und wird Einzug in die Rubrik "Lieblingsplatte der Redaktion" halten - bis zur Veröffentlichung heißt es allerdings noch gedulden bis in den Herbst.

Coverfoto: Emarcy/Universal

The Beautiful Kantine Band: "Rock'n'Roll hat unserem Leben einen neuen Sinn gegeben" (Wohnzimmer Records)

Generationen übergreifender Geschenktipp: Gar nicht schlecht getimt zum Muttertag kommt die neue CD der Beautiful Kantine Band heraus. Verliebte Jungs im Sound der frühen 60er, irgendwo zwischen den jungen Beatles und den Bambis ... da fühlt sich die Mutsch an ihre Bienenkorbfrisur-Jugend erinnert. Spätestens wenn der Gutelaune-Klassiker "Red River Rock" erklungen ist, wackelt der Hintern und hält auch beim charmanten Einbau von "Methadon" nicht inne (ein bisschen hat sich die Welt schließlich doch weiter gedreht ...).

Coverfoto: Wohnzimmer

Die Moulinettes: "Serendipity Park" (Paul!/Zomba)

Über die Grenze: Die Münchner Damen-Combo (plus integralem männlichem Haarknäuel Martin) meldet sich nach längerer Zeit mit leicht verändertem Sound zurück. Die schmusigen Easy-Listening-Klänge sind durch knarzige Gitarren etwas aufgeraut worden, die Stimmung weniger glockenhell. Melodiös erreichen die Moulinettes mit ihrem Drittling nicht mehr ganz die Klasse früherer Lieder wie "Herr Rossi" oder "Immer nie am Meer", sind aber immer noch für witzige Textwendungen gut - sei es "in diesem Zimmer ist es dreckiger als auf dem Mond" oder "beim 1. Mal trafen sich unsere Blicke, beim 2. Mal unsere Hände, beim 3. Mal unsere Lippen, beim 4. Mal unsere Anwälte".

Coverfoto: Paul!/Zomba

Jens Friebe: "Vorher Nachher Bilder" (ZickZack/Ixthuluh)

Songwriting der Extraklasse bietet der Wahl-Berliner Jens Friebe, der die Bezeichnung "Liedermacher" aber ebenso ablehnt wie sich auf einen Sound festnageln zu lassen. Ob mit Gitarre oder elektronisch groovend wie in "Gespenster" - am ehesten ließe sich Lo-Fi als gemeinsamer Nenner finden; nicht zuletzt wegen einer gelungenen deutschen "Cast a shadow"-Version der antiken Genre-Gottheiten Beat Happening. Und wer so nebenbei ein Lied wie "Wenn man euch die Geräte zeigt" (nebst von Jesus & Mary Chain geklautem Intro) auswirft, darf sich auch leisten, an der botschaftslosen Musiker-Konkurrenz herumzumäkeln. Präzise gedacht, originell formuliert, klar gesungen - sollte kein Geheimtipp bleiben.
(Josefson)

Coverfoto: ZickZack