Den Spielern war nach Spielende nicht zum Lachen zumute.

Prag - Die Vorrunde ohne Niederlage überstanden, auf dem Weg zum großen Ziel Viertelfinale zwei Punkte in die Zwischenrunde mitgenommen und starke Leistungen geboten - dennoch herrschte im Lager der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in Tschechien nicht ungetrübte Freude. Wie schon gegen Weltmeister Kanada (2:2) vergab das ÖEHV-Team am Dienstag auch gegen die Schweiz im Schlussdrittel den möglichen Sieg und musste sich nach 4:1-Führung noch mit einem 4:4 begnügen. Mit einer Sightseeing-Tour auf Hradschin, Wenzels-Platz und in das Lokal von Superstar Jaromir Jagr gab es am Mittwoch Abwechslung.

"Wir haben zwei Punkte verschenkt"

Der Schweizer Teamchef Ralph Krueger bedankte sich für die "Lehrstunde der Österreicher", denen nur 22 Sekunden auf den Sieg gefehlt haben. Torhüter Reinhard Divis spielte die Scheibe weiter anstatt ein Bully zu erzwingen, die Eidgenossen kamen an die Scheibe und noch zum äußerst glücklichen Punkt. "Wir haben zwei Punkte verschenkt, trotzdem überwiegt das Positive", erklärte Divis, der den Treffer auf seine Kappe nahm.

Mit zwei Punkten in die Zwischenrunde zu gehen ist, was man vor der WM erhofft hat. "Wir sollen uns nicht verrückt machen lassen", sagte daher auch Herbert Pöck. "Die beiden Unentschieden sind eher wie Siege als wie Niederlagen. Wir sind ungeschlagen und haben zwei Punkte gegen die Favoriten gemacht. Es läuft alles bestens", so der Teamchef, der beim jüngsten österreichischen WM-Team aller Zeiten und dem jüngsten bei dieser WM mangelnde Routine für die Fehler im Schlussdrittel verantwortlich macht.

Dieter Kalt verletzt

"Wir haben zeitweise zu viel nach vorne gespielt. Das hat mit Hektik und Panik zu tun, dass die jungen Spieler plötzlich aus der Position sind", erklärte Pöck. Mehrmals wurde mit drei Mann auf den fünften Treffer gestürmt, obwohl nur zwei Mann ausgemacht waren. Die vorhandenen Chancen allerdings wurden nicht verwertet, die Rechnung wurde nach 59:38 Minuten durch Ivo Rüthemann präsentiert. "Wir waren zu zaghaft und haben ein paar Fehler gemacht. Das passiert mit einer jungen Mannschaft. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Mannschaft nach einem Unentschieden gegen die Schweiz angefressen ist", meint auch Kapitän Dieter Kalt.

Ob Kalt der Mannschaft auch am Freitag zum Auftakt der Zwischenrunde zur Verfügung steht, ist fraglich. Praktisch die gesamte Partie spielte der Center unter Schmerzen, nachdem er sich gleich beim ersten Bully die Schulter verletzt hatte. "Ich habe mir einen Muskel gezerrt oder eingerissen. Wir werden jetzt schauen, was wirklich passiert ist, dann habe ich zwei Tage Therapie", sagte der Kärntner. "Ob ich spielen kann, kann ich noch nicht sagen. Wenn ich spiele, dann nur mit Vollgas. Die Jungs müssen sich darauf verlassen, dass ich voll dabei bin. Jetzt ist es zäh, aber wenn das Adrenalin strömt, wird man sehen."

Ziel bleibt das Viertelfinale

Mit oder ohne Kalt, das Ziel bleibt das Viertelfinale, dem man mit einer sensationellen Vorrunde einen Schritt näher gekommen ist. Vier Punkte dürften dafür zu wenig sein, glaubt Pöck, also müssten gegen Tschechien, Deutschland und Lettland drei Punkte geholt werden. "Wenn man gegen Kanada und die Schweiz unentschieden spielt, kann man auch gegen Deutschland bestehen. Wir haben gegen Deutschland und Lettland eine 50:50-Chance. Die Frage ist, ob wir die Kraft und die Power haben", meinte Pöck, der für die Zwischenrunde keinen neuen Spieler nachnominiert. (APA)