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Nach den ÖVP-internen Schuldvorwürfen an der Ferrero-Niederlage: Pröll erklärt die ÖVP wieder zur "ordentlichen Familie", Schüssel sieht "alles ausgeredet".

foto: apa/jaeger
Wien - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zeigte sich nach dem ÖVP-Vorstand bemüht, die Debatte über die Wahlniederlage von Benita Ferrero-Waldner zu beenden. Schuldzuweisungen an einzelne Bundesländer oder Funktionäre wurden vom Bundeskanzler vermieden. "Wir müssen alle besser werden", sagte er bei einer Pressekonferenz. Und: "Die ÖVP hat gezeigt, dass sie nach innen stark ist, offen und ehrlich alles anspricht und fähig ist, den Wahlsonntag zu verarbeiten".

"Alles ausgeredet"

Schüssel versuchte einmal mehr die positive Seite der Präsidentschafts-Wahl darzustellen. Ferrero-Waldner sei "von allen" im Vorstand "großes Lob", "Anerkennung" und "ungebrochener Respekt" gezollt worden. Er wolle die Niederlage "nicht schön reden", aber immerhin habe die Außenministerin bei den Frauen, den Jungen, in vier Bundesländern und in einigen Städten die Mehrheit bekommen. Das sei "ein ermutigendes Signal", sagte Schüssel. Auf diesem Weg gelte es weiterzugehen. Für den Kanzler ist nun "alles ausgeredet", im Vorstand habe man bereits die "Weichen" für die Europawahl am 13. Juni gestellt.

Keine Kritik an Haider-Unterstützung

Die von einigen Parteikollegen kritisierte Unterstützung durch die FPÖ, die nach deren Ansicht kontraproduktiv gewesen sei, wies Schüssel neuerlich zurück. Er sehe keinen Grund, "irgendeine Unterstützung" zurückzuweisen. Leider habe es von Seiten der Grünen und der SPÖ zu wenig Unterstützung gegeben.

Niedrige Wahlbeteiligung als Grund für Niederlage

Was er zur Kritik einiger niederösterreichischer VP-Funktionäre sage, wurde Schüssel gefragt. "Ich habe ihnen die Diskussion ausführlich geschildert." Als Gründe für die Wahlniederlage nannte er zunächst die geringe Wahlbeteiligung und die hohe Zahl an Unbeteiligten. Aber auch das Mobilisierungsthema sei aufgegriffen worden. Daher werde man für die EU-Wahl alles unternehmen, um die Anhänger zu "motivieren".

Pröll: "Ordentliche Familie"

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, der die ÖVP-Vorstandssitzung am Mittwoch knapp nach Mittag verließ, erklärte, dass bei der Debatte über die Ursachen der Wahlniederlage von Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner der Kärntner Landeshauptmann Jörg "Haider überhaupt keine Rolle gespielt hat". Die Partei habe sich wie eine "ordentliche Familie" verhalten und "ordentlich diskutiert". Man werde sich jetzt "miteinander anstrengen, um die Europawahl gut hinzulegen", so Pröll.

Zurückhaltung

Pröll hielt sich vor dem ÖVP-Parteivorstand mit Kritik an der Bundespartei zurück. Er habe mit Schüssel am Dienstag ein Drei-Stunden-Gespräch geführt. Dabei sei es um eine "längerfristige Analyse vom vergangenen Sommer bis zum Sonntag" (Bundespräsidenten-Wahl) gegangen, "wenn man will, dass man künftige Wahlen besser schlagen kann", berichtete Landeshauptmann Erwin Pröll (V) am Mittwoch - nach dem VP-Bundesparteivorstand - am Rande einer Pressekonferenz in St. Pölten.

Für kritische Bemerkungen - u.a. seiner Landespartei - zeigte Pröll dennoch Verständnis.

Jede Partei sei gut beraten, einen "Wahltag nicht ohne Wenn und Aber vorbeigehen zu lassen", sagte Pröll. Bei der Frage nach etwaigen Konsequenzen meinte er nur, das werde man mit "Sicherheit" nicht der Öffentlichkeit diskutieren. Bei seinem gestrigen Gespräch mit Schüssel habe man die weitere Strategie besprochen. Zusatz: Aber auch diese werde er naturgemäß nicht vor Medien bekannt geben. (APA/red)