Wien - Es war eine Wahl, die im urbanen Raum entschieden wurde - und dann wurde das Ergebnis in der Bundeshauptstadt noch einmal verstärkt: Mit 65,4 Prozent votierten in Wien fast zwei Drittel für Heinz Fischer. Letztlich blieb auf der Karte der Bezirksergebnisse nur ein einziger schwarzer Bezirk übrig: die Innenstadt. Doch auch in dieser traditionellen Hochburg der Wiener ÖVP erreichte Benita Ferrero-Waldner "nur" 52 Prozent.

Auf der einen Seite präsentierte sich ein eindeutiges Lagerergebnis: In den klassischen "roten" Bezirken wie Favoriten, Simmering und Brigittenau kam Fischer auf über 70 Prozent. In seinem Wohnbezirk Josefstadt erreichte er 58,03 Prozent.

Andererseits hatte die Außenministerin nicht einmal in den klassischen "schwarzen" Bezirken punkten können. Im sonst konservativen Döbling etwa erreichte Fischer sogar 53,7 Prozent. Und auch in Hietzing, dem Heimatbezirk von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel kam der "rote" Kandidat auf 52,9 Prozent.

Offensichtlich waren Wähler mobilisiert worden: Die Wahlbeteiligung stieg entgegen dem Bundestrend in Wien um 0.19 Prozent und erreichte 63,59 Prozent.

Bürgermeister Michael Häupl (SP) zeigte sich "hoch beglückt" - "ein großer Sieg für einen großen Staatsmann", jubelte sein Landesparteisekretär Harry Kopietz.

Der Wiener VP-Chef Alfred Finz hatte noch vor den ersten Ergebnissen gemeint: "Ich bin etwas traurig, aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben."

Die Interpretation des Wahlergebnisses aus Sicht des Wiener FP-Chefs Heinz-Christian Strache: Er betrachte das Bundespräsidentenamt nun "als überholt. Ich könnte mir vorstellen, es abzuschaffen". Die designierte Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou meinte, die "massive FPÖ-Unterstützung" für Ferrero-Waldner habe sicher viele Grün-Wähler mobilisiert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.4.2004)