Seoul - Nach Tagen des Schweigens hat die nordkoreanische Regierung damit begonnen, das eigene Volk über das verheerende Zugunglück im Norden des Landes zu informieren. Der südkoreanische Fernsehsender YTN zeigte am Sonntag Ausschnitte aus dem nordkoreanischen Fernsehprogramm, in dem ein Sprecher einen knappen Bericht über das Unglück am Donnerstag verlas. Darin wurden keine Angaben über die Zahl der Opfer gemacht. Der Sprecher sagte aber, Diplomaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen an den Unglücksort Ryongchon gereist und hätten Hilfe angekündigt.

Bei der Eisenbahn-Katastrophe kamen jüngsten Angaben zufolge mindestens 154 Menschen ums Leben. Fast die Hälfte von ihnen waren Kinder. Die Zahl der Verletzten wird auf rund 1.300 beziffert. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden durch die Wucht der Explosion Gebäude in einem weiten Umkreis um den Bahn von Ryongchon völlig zerstört.

Immer wieder schwere Unglücke

Die kommunistische Führung Nordkoreas hat es in der Vergangenheit vermieden, über Katastrophen im eigenen Land zu informieren, obwohl es nach Angaben von Hilfsorganisationen wegen der rückständigen Infrastruktur des Landes und mangelnder Sicherheitsstandards immer wieder zu schweren Unglücken gekommen ist.

Keine Zahlen

Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete am Sonntag, die Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Hu Jintao, hätten dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il ihre Anteilnahme ausgedrückt. Die Agentur und das Fernsehen berichteten von Toten und Verletzten, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Das Ausmaß der Schäden wurde als "sehr ernst" beschrieben. KCNA hatte bereits am Samstag in einer kurzen Erklärung menschliches Versagen als Ursache der Explosion mehrerer Güterwaggons genannt. (APA/Reuters)