Jerusalem - Israel verfolgt nach den Worten eines Stellvertreters von Regierungschef Ariel Sharon derzeit keine konkreten Pläne für ein gewaltsames Vorgehen gegen Palästinenser-Präsident Yasser Arafat. "Ministerpräsident Ariel Sharon hat nicht die Absicht, irgendetwas in dieser Woche, heute oder morgen in Gang zu setzen", sagte dessen Vize Ehud Olmert am Sonntag im israelischen Armee-Hörfunk. Mit seinen jüngsten Äußerungen habe Sharon lediglich eine "grundsätzliche Position" zu Arafat und dessen vermeintlicher Immunität beziehen wollen, sagte Olmert weiter.

Kritik der USA

Der israelische Ministerpräsident hatte am Freitag erklärt, er fühle sich nicht länger an ein vor drei Jahren gegebenes Versprechen gebunden, Arafat keinen Schaden zuzufügen. US-Außenminister Colin Powell sagte darauf hin, US-Präsident George W. Bush gehe davon aus, dass Sharons Zusage weiter gelte. Die US-Regierung stelle sich gegen alle gegen Arafat gerichteten Bestrebungen.

Auch Gideon Esra, Likud-Minister ohne Amtsbereich, schächte die Drohungen von Sharon gegen Arafat ab. Im israelischen Rundfunk sagte er, es handle sich um eine "reine Drohung". Sollte Sharon Arafat wirklich töten oder verbannen wollen, würde er dies nicht im Fernsehen ankündigen, meinte Esra.

Verbannung Arafats?

Der Armeesender zitierte am Sonntag Vertraute Sharons, die Medienberichte zurückwiesen, die neuen Drohungen gegen Arafat sollten dem Regierungschef zu mehr Unterstützung bei der partei-internen Abstimmung über seinen "einseitigen Abtrennungsplan" verhelfen. Gleichzeitig hieß es, ein "Mega-Anschlag" könnte zur Verbannung Arafats führen.

Die israelische Zeitung "Maariv" schrieb am Sonntag, Sharon wolle den Boden für eine Verbannung Arafats nach Gaza vorbereiten. Man fürchte allerdings, der Palästinenserführer könnte bei einer solchen Operation verletzt oder getötet werden.

Der Palästinenser-Präsident bekräftigte am Samstag vor rund 4.000 Anhängern seine Bereitschaft zu einem Märtyrertod. Arafat steht in seinem Hauptquartiers in Ramallah seit mehr als zwei Jahren faktisch unter israelischem Hausarrest.

Israel feiert von Montagabend bis Dienstagabend seinen 56. Unabhängigkeitstag. Für die Feiertage liegen dem Geheimdienst erneut zahlreiche Warnungen vor Anschlägen vor. (APA/Reuters)