Wien - Die Historikerin Erika Weinzierl (78) wurde am
Freitag mit einem Ehrenpreis des Theodor Körner-Fonds für ihr
Lebenswerk ausgezeichnet. Bei der Verleihung der Körner-Preise
erhielten 41 junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen insgesamt 73.500 Euro
aus den Mitteln des Fonds. Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel
verlangte bei der Verleihung von der Regierung mehr öffentliche
Mittel für Lehre und Forschung, Bundespräsident Thomas Klestil mahnte
bei einem anschließenden Empfang mehr Würdigung der Leistungen von
wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit ein.
Aus den Mitteln des 1953 von Arbeiterkammern und ÖGB initiierten
Körner-Fonds werden junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen unterstützt,
die bereits Wichtiges für ihr Fach geleistet haben und von denen in
Zukunft mehr zu erwarten ist. In ihren Arbeiten widmeten sie sich
etwa der Erforschung der Gründe für Wiener Straßennamen, der Diagnose
von Augenschäden ohne Eingriff in den Körper oder der Untersuchung
des Zusammenhangs zwischen außerfamiliärer Kinderbetreuung und
Chancengleichheit von Frauen. Pro Person wurden Preise bis zu 3.000
Euro vergeben.
"Grundlagenforschung in Gefahr"
Von der Regierung verlangte Tumpel, "mehr auf die Arbeiterkammer
zu hören": "Wir haben davor gewarnt, dass der Einfluss der Wirtschaft
auf die Universitäten nach der Ausgliederung steigen wird und die
Grundlagenforschung in Gefahr ist, und wir haben leider Recht
behalten." Das zeige etwa die Besetzung der Uni-Räte, bei der vor
allem Unternehmervertreter zum Zug gekommen wären, und die zunehmende
Auftragsforschung für Firmen, zu der die Unis mangels ausreichender
öffentlicher Mittel gezwungen wären.
Klestil forderte in seiner Ansprache die WissenschafterInnen auf, der
Gemeinschaft auch wieder etwas zurückzugeben: "Wir müssen zum
Beispiel alles tun, damit Studenten nicht jahrelang in Österreich
hoch subventionierte Universitäts-Einrichtungen nützen - dann aber
mit dem notwendigen Know-How die Heimat auf dem schnellsten Wege
verlassen." Heute klinge das Studentenlied "Gaudeamus igitur" nicht
mehr so, wie dies vielleicht einmal der Fall gewesen sei - "das
Studium ist keineswegs ein 'gaudium'. Ich denke nur an den Wettkampf
um Seminar- und Laborplätze, an die Notwendigkeit von Ferialarbeit,
an Werkstudententum und an die Nöte am akademischen Arbeitsmarkt."
(APA)