Helsinki - Der EU-Forscher und Leiter des Brüsseler European Policy Center (EPC), Fraser Cameron, schätzt, dass die Europäische Union im Jahr 2025 41 Mitglieder haben wird. Die nächsten Erweiterungsrunden erwartet er 2007 mit der Aufnahme von Rumänien und Bulgarien und 2009 mit den Beitritten von Kroatien, Norwegen und Island. Die Schweiz sieht er ab 2012 dabei. Russland bleibt dagegen draußen, glaubt Cameron, der sich außerdem im Zuge des gesamten Erweiterungsprozesses eine Aufspaltung der EU in Gruppen mit "unterschiedlichen Geschwindigkeiten" erwartet.

Fahrplan

Der EPC-Direktor ist sich "zu 75 Prozent sicher", dass schon im kommenden Herbst formelle Verhandlungen mit der Türkei beginnen werden. Mit dem Beitritt der Türkei rechnet er aber erst in acht Jahren. Verzögerungen erwartet er unter anderem durch den Widerstand der deutschen Christdemokraten und den "bekannten Kräften" in Frankreich. Auch verweist Cameron auf den Umstand, dass durch den Beitritt Zyperns künftig "zwei griechische Vertreter" in den EU-Gremien mitreden werden. Und so sieht der Fahrplan des EU-Forschers im Einzelnen aus:

  • 2007: Wie schon jetzt absehbar, treten die beiden bereits der NATO beigetretenen Länder Bulgarien und Rumänien der EU bei.

  • 2009: Außer Kroatien, dessen Aufnahme die EU-Kommission am vergangen Dienstag empfohlen hatte, kommen auch Norwegen und, in dessen Fahrwasser, Island mit an Bord.

  • 2012: Mit der Türkei in einem Schwung treten auch die Schweiz und Mazedonien bei. In der Schweiz werde man bis dahin erkannt haben, dass die EU einen derart starken Einfluss auf ihre Situation ausübe, dass es keine Alternative zum Beitritt gibt.

  • 2020: Die restlichen südosteuropäischen Länder treten bei: Albanien, Bosnien-Herzegowina Serbien, Montenegro und das Kosovo.

  • 2025: Mit dem Beitritt der Ukraine, Weißrusslands und Moldova wächst die Union auf ganze 41 Mitglieder.

    War Boris Jelzin nüchtern?

    Russland bleibt dagegen weiter außerhalb der EU, glaubt Cameron. Bisher hätten sich auch nur zwei Politiker öffentlich für einen Beitritt Russlands ausgesprochen: Boris Jelzin, von dem nicht bekannt sei, ob er zu dem Zeitpunkt nüchtern war, und Silvio Berlusconi, von dem man wiederum nicht genau wisse, ob er immer meine, was er sage. Russland versuche derzeit vielmehr, seine Rolle in der gesamten Welt zu finden und sei selbst nicht an einem Beitritt zur EU interessiert.

    Keine Unterstützung für Kaukasus-Staaten

    Die Kaukasus-Staaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan seien zwar sehr wohl an einem EU-Beitritt interessiert, würden aber vermutlich keine Unterstützung innerhalb der EU dafür finden, so Cameron. Er sagt auch eine Aufspaltung der EU in mehrere Gruppen mit "unterschiedlichen Geschwindigkeiten" voraus. Eine derart auf 41 Mitglieder erweiterte Union könne einfach nicht mehr nach den gleichen Spielregeln funktionieren wie heute, sagte der EU-Forscher am Donnerstag in Koli.

    Das internationale Seminar "New Borders and Orders: the Future of the EU and European Security" wurde vom finnischen außenpolitischen Institut UPI organisiert und dauert bis Freitag. Camerons European Policy Centre (EPC) bezeichnet sich als einen "unabhängigen, non-profit orientierten Think-Tank, der sich für das Funktionieren der europäischen Integration einsetzt". (APA)