Fahrplan
Der EPC-Direktor ist sich "zu 75 Prozent sicher", dass schon im kommenden Herbst formelle Verhandlungen mit der Türkei beginnen werden. Mit dem Beitritt der Türkei rechnet er aber erst in acht Jahren. Verzögerungen erwartet er unter anderem durch den Widerstand der deutschen Christdemokraten und den "bekannten Kräften" in Frankreich. Auch verweist Cameron auf den Umstand, dass durch den Beitritt Zyperns künftig "zwei griechische Vertreter" in den EU-Gremien mitreden werden. Und so sieht der Fahrplan des EU-Forschers im Einzelnen aus:
War Boris Jelzin nüchtern?
Russland bleibt dagegen weiter außerhalb der EU, glaubt Cameron. Bisher hätten sich auch nur zwei Politiker öffentlich für einen Beitritt Russlands ausgesprochen: Boris Jelzin, von dem nicht bekannt sei, ob er zu dem Zeitpunkt nüchtern war, und Silvio Berlusconi, von dem man wiederum nicht genau wisse, ob er immer meine, was er sage. Russland versuche derzeit vielmehr, seine Rolle in der gesamten Welt zu finden und sei selbst nicht an einem Beitritt zur EU interessiert.
Keine Unterstützung für Kaukasus-Staaten
Die Kaukasus-Staaten Georgien, Armenien und Aserbaidschan seien zwar sehr wohl an einem EU-Beitritt interessiert, würden aber vermutlich keine Unterstützung innerhalb der EU dafür finden, so Cameron. Er sagt auch eine Aufspaltung der EU in mehrere Gruppen mit "unterschiedlichen Geschwindigkeiten" voraus. Eine derart auf 41 Mitglieder erweiterte Union könne einfach nicht mehr nach den gleichen Spielregeln funktionieren wie heute, sagte der EU-Forscher am Donnerstag in Koli.
Das internationale Seminar "New Borders and Orders: the Future of the EU and European Security" wurde vom finnischen außenpolitischen Institut UPI organisiert und dauert bis Freitag. Camerons European Policy Centre (EPC) bezeichnet sich als einen "unabhängigen, non-profit orientierten Think-Tank, der sich für das Funktionieren der europäischen Integration einsetzt". (APA)