Graz - Die Wirtschaftskammer Steiermark will auf Vorfälle von Rassismus in Grazer Lokalen in den vergangenen Jahre reagieren. Das "Aktionsprogramm für Gastronomie-Mitarbeiter" sorgte allerdings bei seiner Präsentation am Mittwoch für Irritationen: "Body-Controlling, Schmerzpunkte, Transporttechniken, Video-Techniken, Alltagsgegenstände als Waffen" aber auch "Pfefferspray im Einsatz" bietet das viertägige Seminar. "Problem an der Front" bekämpfen

Mit dieser Schulung will man das "Problem an der Front" bekämpfen, so Alexander Hermann der als "Spezialist für Sicherheitsausbildung" und Türsteher das Programm gemeinsam mit den Wirtschaftskämmerern Hans Hofer (Tourismus) und Karl Wratschko (Gastronomie) präsentierte. Das Wort Rassismus steht nicht im Seminarplan.

Flüchtlingsorganisation entsetzt

Wolfgang Gulis von der Flüchtlingsorganisation Zebra meint nach Ansicht des Aktionsplans entsetzt: "Es gibt Duzende Antirassismus- und Sensiblisierungsprogramme, die Organisationen in ganz Österreich anbieten, auch wir. Aber die haben nichts mit Kampfausbildung und Anti-Terrormaßnahmen zu tun".

Der gebürtiger Kameruner Kamdem Mou Poh à Hom, ist Vorsitzender des Ausländerbeirates der Stadt Graz und initiierte eine mehrjährige Lokaltour, auf der angewandter Rassismus in der Grazer Beislszene auf Video dokumentiert wurde. "Ich habe den Prozess gegen eines der Lokale gewonnen", erklärt der Wahlgrazer. "Ich zittere wenn ich dieses Programm durchlese. Das gibt rassistischen Wirten den Weg frei, weiter zumachen wie bisher."

Kritik kam auch von Edith Zitz, Landtagsabgeordnete der Grünen: "Die Wirtschaftskammer verschließt die Augen vor Rassismus." (cms, DER STANDARD Printausgabe 22.4.2004)