Egon Schieles "Selbstbildnis mit ausgebreiteten Armen" gilt als Höhepunkt der 49. Veranstaltung "im Kinsky".

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Wien - Im ersten Halbjahr fokussiert diese Auktion das Thema Qualität. Am 28. April wird dieserart "im Kinsky" bildende Kunst - von Alten Meistern bis zu Zeitgenossen - vor dem geistigen Auge des Publikum ausgebreitet.

Aus dem Angebot an Arbeiten des 19. Jahrhunderts sei etwa die von Josef Danhauser geschaffene Szenerie herausgegriffen, die den Moment der Öffnung eines Testaments wie ein Bühnenstück schildert; die Erwartungen für das 1844 entstandene Gemälde beziffern sich auf bis zu 350.000 Euro.

Ein detaillierteres Studium lohnt dagegen die Arbeit von Robert Russ. Der "gelernte Stimmungsimpressionist setzte in der von ihm bevorzugten Technik der "Nass-in-Nass-Malerei" abwechselnd Pinsel, Spachtel und Abklatsch ein; die dadurch charakteristische, vielfältige Oberflächenstruktur ist über das auf 70.000 bis 140.000 Euro taxierte Werk Hof in Stein an der Donau belegt.

Den Ruf der Internationale lassen neben Arbeiten Gustav Klimts etwa solche Max Oppenheimers erschallen - mit malerischer Raffinesse Geigen, Hände, Noten (70.000 bis 140.000 €) oder mit dekorativem Reiz Stillleben mit Radieschen (18.000 bis 28.000 €) - sowie die sinnliche, lichtgetränkte Darstellung einer jungen Frau in kontemplativer Pose von Leo Putz (Mädchen mit Blumen, 50.000-80.000 €).

"Ich werde so weit kommen, dass man erschrecken wird vor der Größe eines jeden meiner lebendigen Werke", ahnte Egon Schiele in weiser Voraussicht. Aktuell kann man sich für dieses Erlebnis in der Schaustellung im Palais Kinsky einstellen.

Der Aufruf von Schieles Selbstbildnis mit ausgebreiteten Armen zählt schon im Vorfeld zum Höhepunkt der 49. Veranstaltung. Das 1912 entstandene Aquarell dokumentiert in ausdrucksstarker Weise die psychische Verfassung des Künstlers, der sich im selben Jahr diversen Anschuldigungen stellen musste.

Ausfuhrverbot

Leider darf Otto Hans Ressler hier gar nicht erst auf eine marktadäquate internationale Bewertung hoffen, das auf 300.000 bis 600.000 Euro taxierte Werk zählt aufgrund des erteilten Ausfuhrverbots somit zu den Sorgenkindern.

Ganz persönlich hat der Geschäftsführer des Auktionshauses bereits seine Wahl getroffen, "eindeutig, der Rainer von 1962", und meint die Übermalung Degottex (25.000 bis 50.000 Euro) aus der umfangreichen Offerte der Marke Arnulf Rainer.

Anlässlich der Vernissage tat Peter Baum in seinem Vortrag Aktionsfeld Papier die Begeisterung für eine andere Rainer-Arbeit kund, die Mischtechnik Wipfel aus dem Jahr 1966 (7000-15.000 Euro).

Auffällig ist auch die Anzahl an Arbeiten von Markus Prachensky, aber da Ressler laut eigenen Angaben wohl schlecht Kunden wegschicken kann, können Interessierte dafür aus acht Mischtechniken bzw. Acrylkompositionen in Preisklassen von 3800 bis 30.000 Euro wählen.

Auf positive Resonanz hofft die Expertenschaft für Kurt "Kappa" Kocherscheidts großformatiges Triptychon Das Lied (50.000-65.000 Euro) und - in Anbetracht der seltenen musealen Qualität - auf entsprechende Höhen erklimmendes Bieterinteresse für Max Weilers Steiler Abhang.

Geht es nach den bezifferten Erwartungen, sollen die Kassen im Barockpalais opulentest klingeln, zumindest bis zu 3,5 Millionen Euro.
(DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2004)