Göttingen/Wien - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat an die Europäische Union appelliert, sich für die Freilassung Dutzender verhafteter Angehöriger von Minderheiten-Bergvölkern im zentralen Hochland Vietnams einzusetzen.

"Nach vielen Dementis haben die vietnamesischen Behörden zwar endlich eingeräumt, zwei Dega-Ureinwohner seien bei der Niederschlagung der Proteste zu Tode gekommen und 80 Polizisten sowie Soldaten verletzt worden, doch tatsächlich sind sicherlich viel mehr Demonstranten getötet worden", erklärte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in einer Presseaussendung. Soldaten hätten willkürlich in die Menge der Demonstranten geschossen und später mit Bulldozern die Leichen beseitigt, hätten Augenzeugen telefonisch aus den tagelang hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Provinzen Dac Lac und Gia Lai berichtet.

Provinz Dac Lac, gehört zu den für Deutschland wichtigsten Kaffee-Anbaugebieten

Zur Eskalation der Gewalt sei es gekommen, als vietnamesische Sicherheitskräfte zu Ostern mit Waffengewalt versucht hätten, Tausende mehrheitlich protestantische Ureinwohner an Protesten gegen die Verletzung ihrer Landrechte und ihrer Religionsfreiheit zu hindern, heißt es in der GfbV-Mitteilung. In der Provinz Dac Lac, die für Deutschland zu den wichtigsten Kaffee-Anbaugebieten gehört, wächst hauptsächlich der preiswerte Robusta-Rohkaffee. Vietnam ist Deutschlands zweitwichtigster Lieferant dieser Kaffeesorte.

Als "absurd" wies die GfbV den Vorwurf der vietnamesischen Behörden zurück, in den USA im Exil lebende Führer der so genannten Montagnards, die im zweiten Indochinakrieg die treuesten Verbündeten der Amerikaner waren, hätten zu den Protesten aufgestachelt und Geld für die Teilnahme an den Demonstrationen versprochen. "Aus purer Verzweiflung über ihre immer katastrophalere Lage haben die indigenen Völker demonstriert", erklärte Delius. In Vietnam gibt es über 50 ethnische Minderheiten, die überwiegend in Gebirgsgegenden angesiedelt sind. Die bekanntesten sind die Meo und die Hmong. (APA)