Washington - Mindestens drei ranghohe Funktionäre der Vereinten Nationen sollen einem Medienbericht zufolge illegal Millionensummen aus dem Öl-für-Lebensmittel-Programm der UNO für den Irak abgezweigt haben. Unter anderem sei der frühere Chef des Sanktionsprogramms, Benon Sevan, in den Betrugsskandal verwickelt, berichtete der US-Fernsehsender ABC am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienste aus den USA und Europa.

Ein in den Unterlagen des irakischen Ölministeriums gefundener Brief an den früheren Ressortchef Amer Mohammed Rashid enthalte Hinweise darauf, dass Sevan eine bestimmte Firma mit der Abwicklung eines Ölhandels zu Sonderkonditionen in seinem Namen vorgesehen habe. Dabei sei es um ein Handelsvolumen von 3,5 Millionen Dollar (2,9 Millionen Euro) gegangen.

Am Mittwoch soll der UNO-Sicherheitsrat über eine Untersuchung der mutmaßlichen Veruntreuungen entscheiden. Im Jänner hatte eine irakische Tageszeitung eine Liste von mehr als 270 Personen, politischen Organisationen und religiösen Würdenträgern aus mehr als 40 Ländern veröffentlicht, die in den Skandal um verbilligte Ölgeschäfte verwickelt sein sollen, unter ihnen Sevan.

Der Sicherheitsrat hatte das Öl-für-Lebensmittel-Programm im November beendet. Mit dem seit 1996 bestehenden Maßnahmenpaket sollten die Folgen der Wirtschaftssanktionen gegen Irak für die Zivilbevölkerung gelindert werden. Das Programm sah vor, dass Bagdad seine beschränkten Erdölerlöse für den Ankauf von humanitären Gütern verwenden durfte. Seit November sollen die Erlöse aus dem Erdölverkauf in einen von den Besatzungsmächten USA und Großbritannien kontrollierten Fonds fließen. (APA)