Wegen Korruptionsverdachts hatte Urso am Dienstag einen internationalen Haftbefehl gegen Menem erlassen, nachdem der 73-jährige Ex-Präsident zum vierten Mal einer Vorladung zu einer Zeugenaussage nicht gefolgt war. Menem sollte sich zu den Umständen der Vergabe eines Auftrags zum Bau von Gefängnissen äußern. Die Justiz verdächtigt ihn des "betrügerischen Umgangs mit öffentlichen Geldern": Während seiner Präsidentschaft sollen zwei Haftanstalten zu weit überhöhten Kosten gebaut worden sein.
Argentinien
Menem verhöhnt Argentiniens Justiz wegen internationalen Haftbefehls
Ex-Präsident glaub nicht, dass Chile ihn ausliefern wird
Buenos Aires - Der argentinische Ex-Präsident Carlos
Menem hat die Justiz seines Heimatlands nach der Ausstellung eines
internationalen Haftbefehls gegen ihn verhöhnt und ihr
Profilierungssucht vorgeworfen. Der Richter Jorge Urso sei "schon
lange nicht mehr im Fernsehen gewesen" und habe den Haftbefehl "aus
Lust am Spektakel" erlassen, sagte Menem am Dienstag aus seinem
chilenischen Exil in einem Telefoninterview mit dem argentinischen
Sender Radio 10. "Es handelt sich hier um Brot und Spiele. Eher
Spiele als Brot." Die Einschaltung von Interpol zu seiner Festnahme
sei "durch nichts gerechtfertigt"; er glaube nicht, dass Chile ihn
ausliefern werde.
Menem lebt seit einem halben Jahr in Chile, dem Heimatland seiner
Frau Cecilia Bolocco, einer früheren Schönheitskönigin und
Journalistin. Die chilenische Justiz muss nun über dass argentinische
Auslieferungsbegehren befinden. Zwischen beiden Ländern besteht kein
Auslieferungsvertrag. Richter Urso stützt sich auf ein
internationales Abkommen von 1891 und ein weiteres Dokument aus dem
Jahr 1933. (APA)