Sofiensäle: Erst reden und dann putzen Der Sachverständige Georg Schönfeld hat auf Ersuchen des STANDARD den Zustand der abgebrannten Sofiensäle analysiert. Er hält sie für renovierbar - eine Frage des Geldes.

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"Das gehört geputzt", sagt Georg Schönfeld beim Anblick der Sofiensäle. Der Architekt und gerichtlich beeidete Sachverständige ist überzeugt, dass in dem historischen, 1838 ursprünglich als Schwimmbad errichteten Gebäude noch wertvolle Substanz steckt. Für den späteren Tanzsaal, der im August 2002 bei einem Brand zerstört wurde, wurde eine Bausperre verhängt. An den Türen des Haupteingangs hängen Ketten, um ungebetene Besucher fern zu halten. Rund um das Gelände in der Marxergasse stehen Baugitter.

DER STANDARD hat Schönfeld als Experten für Bauschäden ersucht, den - mit freiem Auge und von außen - erkennbaren Zustand der "Sofie" zu analysieren. "Überall wo die Haut fehlt", seien die Schäden am stärksten. Das ist an den vielen Stellen, an denen der Putz abgeschlagen ist und die Ziegel hervorlugen. Wasser dringt ein, gefriert im Winter, Ziegel brechen dann ab. Auch das Holz vertrage die Temperatur-und Feuchtigkeitsschwankungen nicht. Deswegen sei die Einhausung, die die Baubehörde dem Eigentümer (Sofiensäle AG) vorgeschrieben hat, so wichtig.

Schutz für "Sofie"

Bis gestern, Dienstag, hätte der Wetterschutz für die denkmalgeschützte "Sofie" angebracht werden müssen. Aber der Verwaltungsgerichtshof hat der Sofiensäle AG dafür nun einen Aufschub zugestanden. Der Aufschub gilt, bis über weitere offene Verfahren entschieden wird. Die Eigentümer wollen durch alle Instanzen bei Gericht, um den Denkmalschutz zu bekämpfen.

Architekt Schönfeld hält die Sofiensäle für wertvolles Kulturgut, beim Anblick des seit dem Brand nach oben und nach rückwärts offenen Tanzsaales wird er nachdenklich. "So was gibt es heute nicht mehr, aber man sieht, wie toll das einmal gewesen sein muss." Eine Studentin, die in einem Haus gegenüber im dritten Stock wohnt und Schönfeld und dem STANDARD einen Blick von oben auf die Sofiensäle gewährt hat, hat auch gegen die Ruine vor ihrem Fenster nichts einzuwenden. So sei es ruhig und kein hohes Gebäude verstelle ihr Licht. Schönfeld entdeckt hingegen, dass Gräser und Büsche aus Mauerritzen wachsen. "Die Wurzeln sprengen das Mauerwerk."

Vorschlag: Mediation

Es wäre unseriös, sagt der Sachverständige, dass er eine Kostenschätzung zur Sanierung der Sofiensäle abgebe. Dafür müsse er die Pläne studieren. "Wenn man will, kann man immer." Nämlich auch ein im Regen stehen gelassenes Gebäude, wie die "Sofie" es ist, aufbauen. Alles eine Frage des Geldes - und des Willens. Schönfeld hält ein Mediationsverfahren für ein gutes Instrument, um alle Beteiligten zum Wiederaufbau an einen Tisch zu bekommen: die Eigentümer, die Stadt, das Bundesdenkmalamt, Bezirksvertreter und Bürger.

Die Situation ist verfahren. Offiziell sprechen Eigentümer- und Stadtvertreter nicht in Sachen "Sofie" miteinander. Die Stadt will nicht Steuergeld zur Subvention eines privaten Gebäudes locker machen. Die Eigentümer sind über den Denkmalschutz, den das Bundesdenkmalamt über die Reste der Brandruine verhängt haben, erbost. Andererseits gebe es aber auch Gespräche, dass beispielsweise die Festwochen in den renovierten Sofiensälen Veranstaltungen buchen würden. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD; Printausgabe, 21.4.2004)