Wien - Ein Ende der Teuerung beim Erdöl scheint nicht in Sicht. An der New Yorker Rohstoffbörse ist der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter) in den vergangenen zwei Wochen um zehn Prozent auf zuletzt fast 38 Dollar gestiegen. Das entspricht einer Preissteigerung seit Jahresanfang um fast 30 Prozent.

26 von 38 internationalen Ölanalysten sagten in einer Bloomberg-Umfrage, dass sie ein Verharren auf diesem Niveau oder weitere Steigerungen erwarten. Die für Europa maßgebliche Ölsorte Brent notiert deutlich über 33 Dollar.

Das gegenwärtige Preisniveau beim Rohöl sei nach 37 Dollar im Herbst 2000 und 35 Dollar zu Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 das höchste seit über vier Jahren, erklärte der Energie Informationsdienst (EID). Die Ölpreisanalysen werden indes ständig nach oben revidiert - 40 Dollar je Fass sind noch selten zu lesen, dass der Preis auf unter 30 Dollar sinken könnte, glaubt aber die Mehrheit der Analysten auch nicht. Als Begründung wird der Verarbeitungsengpass in den USA sowie ständig steigende Nachfrage, vor allem aus China, gemeinsam mit geopolitischen Spannungen genannt. Zur unsicheren Situation im Irak kommt auch die Angst vor einem neuerlichen Ausfall eines Förderlandes, wie zuletzt Venezuela und damit einer neuerlichen Verknappung. Dazu kommt auch spekulatives Geld - Hedgefonds setzten sich auf den Trend und verstärken ihn.

Die Überproduktion der Opec und steigende Lagerbestände könnten daher nur kurzfristig dämpfenden Einfluss haben, glauben Rohstoffanalysten wie Daniel Hynes von der Australia und New Zealand Banking Group.

Unterdessen herrscht beim Shell-Konzern weiter Unruhe um die Ölreserven. Der drittgrößte Ölkonzern musste zu Wochenbeginn den Umfang seiner geschätzten Reserven erneut nach unten korrigieren. (kbau, Der Standard, Printausgabe, 21.04.2004)