Der Gesichtsausdruck des berittenen Schönlings ist verwegen, so, wie es sich für einen imaginären Leinwandhelden gehört. Nicht einmal die auf seinem 1-PS-Transportmittel doch etwas sperrig anmutende, mit geblähten Backen intonierte Tuba kann da seine Coolness ernstlich beeinträchtigen. Mit "Balkanfever" ist das 1. Wiener Balkan-Festival überschrieben, das unter der künstlerischen Leitung des Musikjournalisten und Literaten Richard Schuberth seit einigen Tagen vorrangig im, dank Initiator Amin Chlache, neu belebten "Tunnel" über die Bühne geht. Plakat und Titel reflektieren den spielerischen Umgang mit den Klischees von angeblicher Authentizität und Wildromantik, "Balkanfever" verweist folglich bewusst auf Bereiche abseits der allseits grassierenden, nicht zuletzt Emir Kusturica zuzuschreibenden Blechblasmusikanten-Manie und schafft ein differenzierteres Bild dessen, was unter dem Namen "Balkan" zu Unrecht als homogener Kulturraum bezeichnet wird.
Musik
Mehr als wilde Blechblaskapellisten
Der Bulgare Ivo Papasov ist mit seiner berühmten "Wedding Band" zu Gast beim 1. Balkan-Festival