In der Schweizer Druck- und Pressebranche stehen die Zeichen auf Sturm. Rund 300 Gewerkschafter haben am Dienstag in Bern für Lohnerhöhungen und weitere Forderungen demonstriert, die in neue Gesamtarbeitsverträge (GAV) einfließen sollen.

Gespräche gerieten ins stocken

Die Gespräche zwischen den Arbeitgebern und den Gewerkschaften zum neuen GAV sind ins Stocken geraten. Vorgesehen sind nur noch drei weitere Verhandlungstage. Ende April wollen die Gewerkschaften Bilanz ziehen. Sollten keine "substanziellen Fortschritte" in den Hauptpunkten erzielt worden sein, wollen sie sie über Kampfmaßnahmen abstimmen.

Vor den Medien bekräftigte Comedia-Zentralsekretär Roland Kreuzer die Forderungen in den Hauptpunkten Lohn, Gleichstellung und Kündigungsschutz. So akzeptieren die Gewerkschaften keine Gehälter unter 3.500 Franken (2.251 Euro) und verlangen eine Erhöhung aller Mindestlöhne.

Falsche Richtung für die Arbeitgeber

Für die Arbeitgeber zielen die Vorschläge der Gewerkschaften aber in die falsche Richtung. Der GAV für die Druckindustrie läuft Ende April nach vier Jahren aus. Bis dahin gilt der vereinbarte Sozialfriede. Der GAV für Journalistinnen und Journalisten gilt bis Ende Juli. Doch eine Erneuerung ist auch hier noch nicht in Sicht. Das Klima zwischen Verlegern und Journalisten bleibt frostig.

Die Verhandlungen seien von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden, resümierte Comedia-Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg. Vor allem die Forderung der Verleger, die Mindestlöhne aus dem GAV zu kippen, könne die Gewerkschaft nicht akzeptieren.

Klaus Rozsa, Präsident Presse bei Comedia, störte sich insbesondere am Auftreten der Verleger. Der Verband Schweizer Presse habe ultimativ das Zugeständnis verlangt, auf die Diskussion über Mindestlöhne zu verzichten. Das sei aber das zentrale Thema.

Weiter will die Gewerkschaft einen breiten Geltungsbereich für den GAV und die Wochenarbeitszeit. Wie bei den Kollegen vom Druck gefordert, sollen auch Journalisten von einem automatischen Teuerungsausgleich und einem besseren Kündigungsschutz profitieren.

Keine weiteren Verhandlungen geplant

Weitere Verhandlungen sind derzeit aber nicht geplant, da die Verleger eine Denkpause eingelegt haben. Die Zeit bis zum Auslaufen des GAV will Comedia zusammen mit dem Journalistenverband Impressum für Aufklärungsarbeit nutzen.

Vor allem für freie Journalistinnen und Journalisten werde sich die Situation ohne neuen GAV radikal verändern. Sie befänden sich dann in einem "luftleeren Raum", sagte Rozsa.

Die Gewerkschaft prophezeit einen "heißen Sommer", sollte es zu keiner Einigung mit den Arbeitgebern kommen. Angestellte aus Druck und Presse würden zusammen eine Arbeitsbewegung lostreten, wie sie die Branche noch nie erlebt habe. (APA/sda)