Die Mietkosten würden sich in den ersten Jahren nach dem Bau im Extremfall mehr als verdoppeln, wenn eine substanzielle Kürzung der Wohnbauförderung eingeleitet wird

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Wien - Eine substanzielle Kürzung der Wohnbauförderung, wie sie von Finanzminister Karl-Heinz Grasser in die Diskussion geworfen wurde, würden zu mehr als 1 Mrd. Euro geringeren Investitionen führen und die Zahl der jährlichen Fertigstellungen um 6.000 Behausungen reduzieren. Die Mietkosten würden sich in den ersten Jahren nach dem Bau im Extremfall mehr als verdoppeln. Dies ist das Ergebnis einer von der Arbeiterkammer (AK) in Auftrag gegebenen Studie, die am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Die vom Institut für Finanzwissenschaften und Infrastrukturpolitik der TU Wien (IFIP) verfasste Arbeit beruht auf dem Grundgedanken, dass die Kosten für den Gutteil des für den Wohnbau eingesetzten Kapitals heute durch die Förderung gestützt sind. Wird diese gekürzt, müssen die Mittel teurer auf dem freien Kapitalmarkt beschafft werden. Nur etwa 10 Prozent der Wohnungen würden aber unter diesen Bedingungen auch mit kommerziellen Krediten tatsächlich gebaut.

Studie berechnet Kürzungen

Studienautor Robert Wieser rechnet die mögliche Kürzung der Wohnbausubventionen im künftigen Finanzausgleich unter zwei Basis-Annahmen durch. Im ersten Szenario wird die derzeit jährlich etwa 2,5 Mrd. Euro teure Subvention nur leicht, um 100 Mio. Euro gekürzt. Dadurch würden die jährlichen Wohnbauinvestitionen um etwa das Doppelte dieses Betrags zurückgehen, die Baubeschäftigung würde um etwa 2.500 Jobs geringer ausfallen. Es würden um 1.000 mehrstöckige Wohnbauten bzw. Eigenheime weniger erreichtet.

Als zweites, wesentlich gravierenderes Szenario nehmen die Experten an, dass dem Wohnbau ab 2005 um 520 Mio. Euro jährlich weniger zur Verfügung stehen - ein Betrag wie er Grasser vorschwebt. Dieser Betrag, entspricht dem von Arbeitnehmern und Arbeitgebern über die Lohnsumme abgeführten Wohnbauförderungbeitrag. Die Folge wäre, dass durchschnittlich um 1,1 Mrd. Euro weniger in den Wohnbau bzw. die Sanierung investiert würde, was 14.000 weniger Baujobs bedeuten würde. Insgesamt würden 6.000 Mietwohnungen bzw. Eigenheime weniger gebaut.

Preiserhöhungen für die Bauherren

Die von den Wissenschaftern erwarteten Preiserhöhungen für die Bauherren würden sich vorerst nur auf Kaufpreis/Mieten von neu errichteten Wohnungen beschränken, sich "langfristig aber auf das allgemeine Wohnkostenniveau durchschlagen". Besonders dramatisch würde sich der Subventionsabbau im Fall einer Neu errichteten Mietwohnung von 75 Quadratmetern auswirken, wo sich laut Berechnung die Netto-Miete in den ersten zehn Jahren mehr als verdoppeln würde.

Die Belastung aus der Nutzung dieser neu errichteten Wohnung würde um etwa 300 Euro pro Monat steigen, rechnete AK-Präsident Herbert Tumpel am Montag vor. "Die Wohnkosten würden auf 45 Prozent des Netto-Durchschnittgehalts einer typischen Familie steigen. Derzeit werden 26 Prozent bezahlt." Die Kürzung hätte zudem ein um 0,34 Prozent geringeres Bruttoinlandsprodukt (BIP) zur Folge. Dies entspricht in etwa dem, was die Konjunkturpakete in den vergangenen Jahren der Wirtschaft gebracht haben, erinnerte Tumpel.

Für die Wohnbauförderung stehen pro Jahr etwa 2,5 Mrd. Euro zur Verfügung, 1,8 Mrd. davon finanziert der Bund, etwa 700 Mio. Euro bringen die Länder auf. Der Großteil dieser Landesmittel stammt aus den Rückflüssen früherer Wohnbaudarlehen. Dieser Betrag nimmt aber kontinuierlich ab, weil viele Länder diese Schuldtitel auf dem Kapitalmarkt verkauft haben. Gleichzeitig hat sich der Bundeszuschuss seit 1996 nicht mehr verändert, wodurch sich sein Kaukraft-Wert um etwa 10 Prozent verringert hat.(APA)