Wien - Die Frauenvorsitzende der SPÖ, Barbara Prammer, kritisiert die Präsidentschaftskandidatin der ÖVP, Benita Ferrero-Waldner. Diese sei zwar weiblichen Geschlechts, vergesse aber sonst sofort auf die Frauen, wenn es um frauenpolitische Themen gehe, sagte Prammer sinngemäß am Montag in einer Pressekonferenz.

Dohnal-Stimme erwartet

Prammer gab zu bedenken, dass Ferrero-Waldner die Chance zur Kandidatur nur habe, weil die erste Frauenministerin in Österreich, Johanna Dohnal von der SPÖ, den Weg bereitet hätte. Wo sei Ferrero-Waldners Stimme in Sachen fortschrittlicher Frauenpolitik gewesen, oder bei bei der Pensionsreform? Da habe Ferrero-Waldner auf die Frauen vergessen. "Jetzt plötzlich auf die Frauen zu setzen, halte ich für ein starkes Stück", so Prammer. Ferrero-Waldner meint ja, dass viele Frauen für sie votieren würden und erwartet auch die Stimme Dohnals.

Prammer ist vom Sieg des SPÖ-Kandidaten Heinz Fischer überzeugt, und glaubt auch nicht, dass die ÖVP den besseren Wahlkampf mache, wie in letzter Zeit immer wieder behauptet werde. "Ich rechne fix damit, dass Fischer Präsident wird. Im "Interesse der Frauen". Wäre dann eine Frau erste Wahl für den zweiten Nationalratspräsidenten-Sessel? Davon geht Prammer aus, zumindest die SPÖ-Frauen haben sich festgelegt. Und würde dann sie selbst zum Zug kommen? "Das ist derzeit kein Thema, jetzt geht alles um die Bundespräsidentschaft", will sich Prammer auf keine Diskussion einlassen. Aber nein sagen würde sie auch nicht, lässt sie erkennen.

Frauensolidarität

Dohnal hat sich am Montag auch selbst zu Wort gemeldet: "Wenn eine Frau, die niemals in ihrem Leben für die Beseitigung von Ungleichheiten, für das Ausräumen von Abhängigkeiten und die gezielte Förderung der Eigenständigkeit von Frauen auch nur einen Finger gerührt hat, jetzt im Wahlkampf Frauensolidarität einfordert, ist das ungeheuerlich." Dohnal hofft, "dass die Frauen, die tagtäglich von der realen Politik dieser Bundesregierung unter Mitverantwortung von Ferrero-Waldner negativ betroffen sind, jetzt nicht auf das oberflächliche Werben mit dem Frausein hereinfallen", sagte Dohnal in einer Aussendung.

Die Ex-Frauenministerin gab zu Bedenken, dass Ferrero-Waldner in ihrem eigenen Ministerium "nicht das geringste" zur Förderung ihrer weiblichen Mitarbeiterinnen getan habe. Nur sieben der 40 wichtigsten Posten des Außenamtes seien mit Frauen besetzt, alle sieben Sektionschefs sind Männer. Wenn Ferrero-Waldner jetzt ihr Geschlecht als Legitimation dafür heranziehe, die Unterstützung von Frauen einzufordern, sei das "unehrlich, unverschämt und - mit Verlaub - eine ziemliche Frechheit", sagte Dohnal abschließend.

UFF-Bekenntnis zu Fischer

Auch das "Unabhängige FrauenForum" (UFF) hat sich am Montag für Fischer ausgesprochen: "Benita Ferrero-Waldners Politik und Weltbild hat nichts mit dem zu tun, wofür das UFF steht: Nämlich die Eigenständigkeit, die volle Chancengleichheit und Selbstbestimmung für alle Frauen - und nicht bloß kleiner Eliten. Sie war Mitglied einer Regierung, die eine mehr als rückschrittliche Frauenpolitik betreibt. Darüber hinaus hat sich Benita Ferrero-Waldner wiederholt gegen Feminismus und Feministinnen ausgesprochen. Ihr - gelinde gesagt - unsensibler Umgang mit kritischen KünstlerInnen lässt auch auf diplomatischer Ebene nichts Gutes ahnen, sollte sie gewählt werden", hieß es in einer Aussendung. (APA)