Betrifft: "Assistenten der Uni Wien fliegen aus der Sozialversicherung", STANDARD, 7. 4.

Die plötzliche Verschlechterung der Lage von Studienassistenten an der Uni Wien betrifft natürlich in erster Linie diese selbst - was schon bedauerlich genug ist -, wirft aber zugleich einen makabren Schatten auf die in die Autonomie entlassene Universität.

Motiv für die Veränderung sei, so hört man aus dem Rektorat, der Wunsch einiger Professoren, Studienassistenten nicht nur während der Vorlesungszeit beschäftigt zu haben, sondern auch in den Sommermonaten. Welche Professoren, das heißt welche Studienrichtung, welche Fächer, welche Fakultät? Warum haben einige Professoren einen derartigen Einfluss beziehungsweise werden derart berücksichtigt?

Es gibt nämlich durchaus auch die Gegenposition, die nicht nur ich vertrete: Es ist höchst sinnvoll, Studienassistenten nicht auch von Juli bis September zu beschäftigen, sondern ihnen in dieser Zeit die Möglichkeit zur praktischen Fortbildung etwa als Rechtshörer bei Gericht, in einer Anwaltskanzlei oder im Ausland zu gewähren. Gerade dies erlaubt die stets so hoch geschätzte Verbindung von Theorie (Uni) und Praxis (Gericht etc.)!

Warum wurde dies nicht berücksichtigt, beziehungsweise warum wurden nicht andere Professoren in den Willensbildungsprozess einbezogen? Die Frage ist leider leicht zu beantworten: Die neue Universitätsstruktur sieht dies nicht vor! Ein guter Anlass, um über demokratische oder zumindest "transparente" Entscheidungsfindungen anhand eines praktischen Beispiels nachzudenken. Oder auch über Selbstverwaltung: Was früher das zuständige Ministerium oktroyiert hat, oktroyiert nun das Rektorat! Sportlich gesehen: ein Sprung in die Autonomie als - Bauchfleck. (DER STANDARD, Printausgabe 19.4.2004)