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"Sechs Monate sind genug" - Benita Ferrero-Waldner recycelt den alten Kreisky-Slogan.

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"Frieden zu halten unter den Menschen" - Heinz Fischer zelebriert den Start in die letzte Wahlkampfwoche.

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Eisenstadt vs. Landsee - Jetzt, da alles, was möglicherweise gehört werden wollte, gesagt worden ist, steht immer noch eine lange, leere Woche bevor und die vor der Frage, womit sie gefüllt wird. Überall verstecken sie sich, die Unentschlossenen. Keiner weiß, wo, aber sie sind da. Sie ausfindig zu machen und zu locken: Das wird die wahlstrategische Aufgabe der kommenden Woche sein, die im Burgenland begonnen hat.

Benita - so werden wir sie wohl schon nennen dürfen - machte am Samstag einen Abstecher ins Pannonische. Dr. Heinz Fischer am Sonntag. Und beide kamen da aus den Handschlagquantitäten nicht mehr heraus. Was da geschüttelt wurde, das nötigt echten Respekt ab, nicht nur einen, der mit den Augen gezwinkert ist.

Einszweidrei

Wer vermag so was schon? Hineinzugehen in eine Gruppe - nein: Menge von Menschen und wildfremden Personen die Hand nicht nur zu geben, sondern zu drücken, als hätte man dasselbe schon mit der Schulbank gemacht. Und wie schnell das geht! Eins, zwei, drei: schon wieder vorbei und beim nächsten und dort wieder: eins, zwei, drei. Der Respekt mischt sich mit Erstaunen und beides mit Bewunderung: Das soll einer nachmachen!

Nicht einmal der Polaroidfotograf kann Schritt halten, obwohl der ja müsste. Der fotografiert jeden Handschlag, um dem oder der Geschlagenen ungefragt den unvergesslichen Handschlag zu überreichen. Kaum war Benita in Eisenstadt aus dem Benita-Bus gestiegen, als sie sich schon in die Runde warf, verfolgt vom gehetzten Fotografierer. Kaum war Dr. Heinz Fischer, nach einer Wanderung von Weingarten herauf, auf der Ruine Landsee, als er auch schon von Tisch zu Tisch schüttelte und drückte. Einszweidrei, einszweidrei. Jeder Fotograf wäre da überfordert gewesen.

Politischer Sternmarsch

Geredet wurde auch, natürlich. Benita warf im Eisenstädter Kulturzentrum in einer rhetorisch perfekten Rede den alten Kreisky-Slogan "Sechs Monate sind genug" in die Bundesheerdebatte. Dr. Heinz Fischer hätte auf Landsee eigentlich nur "Grußworte" sagen sollen - so war es mit dem eher schwarzen Organisator der Sternwanderung ausgemacht -, aber es wäre nicht Dr. Heinz Fischer, würde er nicht auch im Sternmarsch etwas Politisches entdecken, immerhin bewege man sich da "von unterschiedlichen Orten", ja "unterschiedlichen Positionen" aufeinander zu.

"Gehet hin und vermehret euch"

Aber das war wenig anderes als ein verbaler Handschlag: Wärme, Vertrautheit, Nähe, nicht direkt Umarmung, aber Umarmung natürlich auch. Zuweilen entglitt die Sache ins Theologische. "Gehet hin", rief Burgenlands VP-Chef Franz Steindl den Benita-Stimmern zu, "und vermehret euch." Für Dr. Heinz Fischer war jetzt, "eine Woche nach Ostern", nichts so wichtig wie "Frieden zu halten unter den Menschen".

Danach war der Polaroid-Dokumentarfotograf wieder im Dauerstress: einszweidrei, einszweidrei. Der Berichterstatter mitten drin, undercover, weil im Dienst der Sache: Die Händedrücke sind nicht warm, aber herzlich gemeint; fest, aber nicht zu fest. Kurz: kurz. Aber bestimmt. (DER STANDARD, Printausgabe 19.4.2004)