Washington - Immer mehr Kinder unter sechs Jahren erhalten in den USA von Kinderärzten Antidepressiva, obwohl deren Wirksamkeit in dieser jungen Altersgruppe völlig offen ist. Für Buben und Mädchen unter sechs Jahren gebe es nämlich überhaupt keine Untersuchung zu Antidepressiva, schreibt die "Washington Post" (Sonntagsausgabe). Die Ärzte würden offenbar vom Erfolg bei Erwachsenen auf eine Wirkung auch bei Kindern schließen, dies könne aber durch nichts belegt werden. Die Verschreibungen von Antidepressiva für Kinder aller Altersgruppen sind in den USA zwischen 1998 und 2002 um 50 Prozent gestiegen, obwohl auch bei Untersuchungen älterer Kids die Wirksamkeit der Psychopharmaka meist von der "Behandlung" mit einem Placebo kaum abweicht. Beim Medikament "Paxil" etwa wird ausdrücklich von einer Verschreibung für Kinder abgeraten, trotzdem haben sich die Verschreibungen durch Kinderärzte zwischen 1998 und 2002 verdoppelt. Bei drei Studien zur Behandlung depressiver Kinder war zwischen "Paxil" und Placebos kein Unterschied festzustellen. (APA)