Rom - Die Familienangehörigen der im Irak festgehaltenen italienischen Geisen nahmen ein Video mit einem Appell an die Entführer auf, das vom arabischen Fernsehsender Al Jazeera gesendet werden soll. "Ich flehe Sie an, lassen Sie meinen Sohn frei, lassen Sie ihn nach Hause zurückkehren", sagte Angelo Stefio, Vater des entführten Bodyguards Salvatore Stefio im Video.

"Das Schweigen um das Schicksal unserer Verwandten könnte ein gutes Zeichen sein. Vielleicht erwägen die Entführer, ob sie die Geiseln nicht frei lassen sollen", ist die Hoffnung von Francesco Cupertino. Er erklärte sich "ein wenig erleichtert", dass 48 Stunden nach der Hinrichtung des Italieners Fabrizio Quattrocchi aus dem Irak keine Nachricht mehr von einer weiteren Exekution gekommen sei. Angeblich hatten die Entführer gedroht, eine Geisel alle 48 Stunden zu ermorden, sollte die Regierung Berlusconi ihre Truppen nicht abziehen.

"Wir hoffen, dass der Appell der Familienangehörigen das Herz der Entführer anspricht. Wir hoffen, dass sie begreifen, dass sie schuldlose Italiener entführt haben, die sofort und ohne Bedingungen frei gelassen werden müssen", sagte der italienische Außenminister Franco Frattini.

Unterdessen haben die Regierung in Rom und die italienischen Geheimdienste Verhandlungen mit Syrien, dem Iran, Libyen und dem palästinensischen Ministerpräsidenten Ahmed Korei (Abu Ala) aufgenommen, um die drei Geiseln zu befreien. Nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Libero" (Samstagausgabe) sei die Regierung Berlusconi bereit, Geld zu zahlen, um die Geiseln zu befreien.

"Die Hoffnung ist, dass der Teufel vom Geld fasziniert ist", schrieb die Tageszeitung, der zufolge Regierungschef Silvio Berlusconi am Freitag den Chef der militärischen Geheimdienstes, Sismi Niccolo Pollari, getroffen hat. Laut der Tageszeitung hat Berlusconis außenpolitischer Berater, Botschafter Gianni Castellaneta, Kontakte mit dem libyschen Revolutionsführer Muammar Gaddafi und dem palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat aufgenommen, um Druck auf die Entführer auszuüben.

Iranischer Außenminister erwartet

Am Sonntag wird in Rom der iranische Außenminister Kamal Kharrazi eintreffen. Mit ihm will der italienische Außenminister Franco Frattini auch über das Problem der Geiseln im Irak diskutieren. Berlusconis Gesandter Castellaneta war am Freitag nach Teheran gereist, um die Hilfe des Iran im Einsatz zur Befreiung der Geiseln zu fordern. Diese Woche hatte Frattini in einem telefonischen Gespräch Kharrazi aufgefordert, Einfluss auf die irakischen Schiiten auszuüben, um das Ende der Gewalttätigkeiten im Irak herbeizuführen.

Der italienische Verteidigungsminister, Antonio Martino, bekundete indes, dass Italien die Ausgaben für die Verteidigung erhöhen wolle. Bis Ende der Legislaturperiode habe das Kabinett das Ziel, die Verteidigungsausgaben von 1,03 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf 1,5 Prozent aufzustocken. "Angesichts der internationalen Instabilität und der Risiken für die nationale Sicherheit ist dieser Schritt notwendig", so der Minister. (APA)