Frankfurt - Ihre jahrzehntelange Funktion als Hüterin der D-Mark hat die Deutsche Bundesbank mit der Einführung des Euro verloren. Für die Geldpolitik ist seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig, die ebenfalls in Frankfurt am Main sitzt. Dennoch zählt der Posten des Bundesbankpräsidenten weiterhin zu den wichtigsten öffentlichen Ämtern in Deutschland.

Der Chefbanker hat einen Sitz im EZB-Rat und entscheidet damit über die gemeinsame Geldpolitik mit. Als nationaler Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) setzt die Bundesbank die Euro-Politik in Deutschland um.

Der SPD-Politiker Ernst Welteke, der nun über die Hotelkostenaffäre stolperte, wurde im September 1999 für eine Amtszeit von eigentlich acht Jahren zum obersten deutschen Währungshüter gewählt. Der Präsident wird ebenso wie sein Vize von der Bundesregierung vorgeschlagen und vom Bundespräsidenten förmlich ernannt. Wegen der verbrieften Unabhängigkeit der Notenbank ist der Präsident nicht weisungsgebunden, auch seine Abberufung konnte die Bundesregierung nicht einfach bestimmen. Mit einem Jahresgehalt von rund 350.000 Euro verdient der Bundesbankpräsident knapp doppelt so viel wie der Bundeskanzler.

Zusammen mit den Notenbankern der Euro-Länder trägt der Bundesbankpräsident im EZB-Rat die Verantwortung für die Stabilität der gemeinsamen Währung und entscheidet mit über den Leitzins. In Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überwacht die deutsche Notenbank zudem die Geldinstitute der Republik. Als Bank des Staates verwaltet sie auch die Konten der öffentlichen Haushalte und wickelt den Zahlungsverkehr ab. Die Notenbank hält zudem die offiziellen Währungsreserven Deutschlands und legt sie Gewinn bringend an. Der Bundesbankgewinn wird in den laufenden Haushalt überwiesen.(APA)