"Das Lächeln", sagt Tatjana Lackner, "das Lächeln kommt in der Rhetorik vor dem Beißen." Die Chefin der "Schule des Sprechens" weiß, wovon sie redet, wenn sie das Auftreten der Kandidaten im Fernsehen bewertet, schließlich ist sie selber der Coach für viele Politiker. "Benita", sagt sie, habe es geschafft – nicht nur dauernd zu lächeln, sondern eine nur aus dem Vornamen bestehende Marke zu werden, "das gibt's sonst nur bei griechischen Gottheiten".

Ob "Benitas" Lächeln echt sei, überlässt Lackner der Bewertung des Beobachters – gibt aber einen wertvollen Tipp dazu: "Wenn jemand eineinhalb Stunden lächelt und dabei die Mundwinkel dauernd nach unten weisen, dann sagt das doch auch etwas."

Die Außenministerin sei ihrer Rolle im Fernsehen sehr gerecht geworden – "aber von der Stimmmodulation her war sie dauernd in der Verteidigung. Ihre Stimme wirkt 100 Jahre alt, aber sie redet immerhin mit Hingabe von sich selber. Man erfährt von Fischer viel weniger über ihn selbst. Und wenn er als ,Hei-Fi‘, implizit also als Haifisch, beworben wird, dann hat das Duell gezeigt, dass er der zahnloseste Haifisch ist, den man sich denken kann."

Fischer habe für einen langjährigen Politprofi erstaunlich viele Fehler gemacht: "Seine Stimme war belegt, sein Blickkontakt unruhig, er hat oft Hilfe suchend nach dem Moderator geschaut – und nach einer Kamera, in die er seine erste kleine Rede als Bundespräsident halten könnte", sagt Lackner. Fischer habe nicht nur optisch, sondern auch rhetorisch grau gewirkt: "zu viele Substantiva, zu wenige Verben – und er hat andauernd von Leuten geredet, die gestorben sind, bevor die jüngeren Zuschauer überhaupt geboren waren". Damit allerdings könne man die alten Kreisky-Wähler ansprechen – "und von denen kann man noch eine Menge von der Couch holen".

Anders als bei der ÖVP-Kandidatin stelle sich bei Fischer "schon die Frage, ob er überhaupt weiß, welche Slogans auf seinen Plakaten stehen" – Ferrero-Waldner dagegen bete die ihren professionell herunter, "das ist gescheit, wenn man weiß, dass es auf diesem Planeten mehr Idioten gibt als Professoren". (DER STANDARD, Printausgabe 17./18.4.2004)