Johannesburg/Washington - In einer südafrikanischen Höhle haben Wissenschafter den weltweit bislang ältesten Schmuck entdeckt, der sich eindeutig datieren lässt. Die 75.000 Jahre alten, mit Resten von Ockerfarbe bedeckten durchbohrten Eierschalenstücke stammen aus der afrikanischen Mittelsteinzeit und waren offensichtlich Teil einer Halskette. In der Blombos-Höhle bei Kapstadt waren vor Kurzem auch zwei ockerfarbene Steine mit eingeritztem Dekor gefunden worden.

Frühe Entwicklung von Kunstempfinden

Der neue Fund ist nach Angaben der US-Wissenschaftsstiftung NSF rund 30.000 Jahre älter als alle zuvor identifizierten persönlichen Schmuckgegenstände. Dies lege den Schluss nahe, dass sich das Kunstempfinden und moderne Verhalten des Menschen sehr viel früher entwickelt habe als bisher bekannt, berichtet ein Archäologenteam um Christopher Henshilwood aus Kapstadt im US-Wissenschaftsjournal "Science" von diesem Freitag.

Symbolische Sprache

Die erbsengroßen Muscheln sind alle an der Oberseite durchbohrt und haben an bestimmten Stellen Abnutzungsspuren, wie sie beim Tragen durch das Scheuern auf Haut oder Fell entstehen. Das Wissenschafterteam geht davon aus, dass die damaligen Künstler bereits eine ausgeprägte Sprache hatten, um die symbolische Bedeutung des Schmucks anderen zu vermitteln. Bisher hatten Muschelschmuck aus der Türkei sowie bearbeitete Straußeneier-Schalen aus Kenia im Alter von rund 40.000 Jahren als älteste Schmuckstücke der Welt gegolten.

Mit dem Nachweis früheren modernen Verhaltens könnten die Experten eine Lücke füllen, die ihnen schon seit längerem zu denken gibt. Fossilienfunde und genetische Hinweise zeigen, dass schon vor 100.000 Jahren die ersten anatomisch modernen Menschen in Afrika lebten. (APA/dpa)